Neue Herausforderungen

DGU-Kongress – Fokus auf Kinderurologie

Transition, Fehlbildungen, Steine und Keime: Der 69. DGU-Kongress wird neue Herausforderungen in der Kinderurologie thematisieren.

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BERLIN / DRESDEN. Kinderurologie bildet einen der Schwerpunkte des DGU-Kongresses vom 20. bis 23. September 2017 in der Messe Dresden. "Wir wollen damit zum einen unter den Kollegen auf die Zusatzqualifikation und Fortbildungen zur dauerhaften Festigung der Kinderurologie in unserem Fach hinweisen. Zum anderen ist es uns wichtig, jede Möglichkeit zur Aufklärung der Eltern zu nutzen", so Kongresspräsident Professor Tilman Kälble aus Fulda.

Zu den großen Herausforderungen in der Kinderurologie, die auf dem DGU-Kongress thematisiert werden, gehört der Bedarf an "Übergangsurologen", um dauerhaft behandlungsbedürftigen jüngeren Patienten, die mit 16 Jahren aus der Kinderurologie herausfallen, Brücken zur Urologie der Erwachsenen zu bauen, teilt die DGU vorab zu ihrem Kongress mit.

"Die Frage betrifft in erster Linie Patienten, die jung an meist angeborenen Fehlbildungen kinderurologisch behandelt worden sind. Stichworte wären Hypospadie, Ekstrophie, Harnröhrenklappen oder neurogene Blase. Manche benötigen ihr Leben lang urologische Betreuung und fallen oft in ein regelrechtes Loch, wenn sie in die Erwachsenenurologie wechseln müssen, die ihre Schwerpunkte eher in der Onkologie und der funktionellen Urologie hat", wird der Vorsitzende des DGU-Arbeitskreises Kinder- und Jugendurologie, Professor Raimund Stein aus Mannheim, zitiert.

"Für diese Patienten wäre ein Übergangs- oder Transitionsurologe wichtig, der mit allen Facetten ihrer Erkrankungen, Operationen und Behandlungskonzepte vertraut ist, um sie aus der Kinderurologie ‚abzuholen‘ und weiter zu betreuen", betont Kälble in der Mitteilung.

Eine Lösung sieht Stein in dafür spezialisierten Kinderurologen. Ein erster Schritt sei mit dem gemeinsamen (Muster-)Weiterbildungsantrag von DGU und Deutscher Gesellschaft für Kinderchirurgie für die Zusatzqualifikation Kinderurologie bereits getan.

Die Billigung des gemeinsamen Anforderungskatalogs durch die Ärztekammer steht noch aus. Mit der fachlichen Einbindung der Transition übernehmen die Urologen erneut eine Vorreiterrolle. Dabei geht es auch um urologischen Herausforderungen durch Flucht und Migration, speziell auch durch Flüchtlingskinder.

"Wir sind bei diesen kleinen Patienten aus meist muslimischen Familien wieder vermehrt mit seltenen angeborenen genetischen Anomalien und Erkrankungen konfrontiert, die in Deutschland kaum noch vorgekommen sind. Jungen und Mädchen leiden unter komplexen Fehlbildungen der Genitalorgane und der Blase.

Bei einer Reihe von Flüchtlingskindern werden erst jetzt im Zuge der Behandlung von Harnwegsinfektionen, Nierenfunktionsstörungen oder Steinen etwa Harntrakt-Anomalien entdeckt, die in der Heimat nicht erkannt worden sind", so Professor Wolfgang Rösch.

Der Chefarzt der Kinderurologischen Klinik in St. Hedwig am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg konstatiert für seine Klinik derzeit eine Zunahme der Behandlungsfälle durch Flüchtlingskinder um bis zu drei Prozent, bei einzelnen Erkrankungen wie etwa Harnsteinen, die bei Kindern in unseren Breiten eher selten sind, sogar eine Verdoppelung.

Für seine Klinik sieht Rösch im Umgang mit Flüchtlingskindern besonders zwei Herausforderungen: Viele, besonders aus Afghanistan stammende Patienten sind bereits bei der Einreise Träger multiresistenter Keime. Und es gibt Sprachprobleme.

"Ohne klare Verständigung ist die Behandlung komplexer Erkrankungen und Störungen nicht möglich. Auch wenn es finanziell aufwändig ist, haben wir dieses Problem bei uns durch ein Live-Video-Dolmetscher-System gelöst, das ein Büro aus Österreich für alle Sprachen anbietet", so Rösch, dessen Klinik für ihre außergewöhnlichen Leistungen in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in diesem Jahr mit dem Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis ausgezeichnet wird. (eb)

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