Dialyse ohne Not
DGfN stellt Indikation klar
Schwerer Vorwurf gegen einen Nephrologen: Er soll dutzende unnötige Dialysen durchgeführt haben. Die Fachgesellschaft erklärt nun die Indikation.
Veröffentlicht:AURICH. Keine Dialyse ohne Indikation - die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) erinnert ihre Mitglieder daran, wann diese Therapie gerechtfertigt ist.
Hintergrund ist der Fall eines Dialysezentrums im ostfriesischen Aurich. Dort soll ein Nephrologe bei 40 Patienten ohne Indikation Dialysen durchgeführt haben.
Die KV Niedersachsen entzog dem Arzt daraufhin die Zulassung für Dialysebehandlungen bei Kassenpatienten. Der Arzt hat einstweiligen Rechtsschutz beim Sozialgericht beantragt, eine Entscheidung in der Hauptsache steht noch aus.
Auch die Staatsanwaltschaft Aurich ermittelt mittlerweile gegen den Facharzt. Der Vorwurf lautet auf schwerer Körperverletzung und Betrug.
Für die DGfN ist der Vorfall "befremdlich". "Eine Dialyse durchzuführen, obwohl weder laborchemische Parameter noch das klinische Bild dafür sprechen, ist nicht zu rechtfertigen", sagte Gesellschaftssprecher Professor Jan Galle. "Die DGfN kritisiert eine solche Handlungsweise energisch."
In ihrer Reaktion erinnert die Fachgesellschaft auf die übliche Indikationsstellung für eine Dialyse. Erst ab einer glomerulären Filtrationsrate (GFR) von unter 15 (in Millilitern pro Minute pro 1,73 Quadratmeter) kommt üblicherweise eine Nierenersatztherapie infrage.
Eine GFR unter 15 kennzeichnet das höchste Stadium V einer Nierenfunktionsstörung, letztlich also terminale Niereninsuffizienz. In vielen Fällen greifen Nephrologen allerdings erst ab einer GFR zwischen fünf und sieben zur Dialyse.
Allerdings zählen neben den reinen Laborparametern auch die klinischen Symptome und der Gesundheitszustand des jeweiligen Patienten zu den Entscheidungskriterien. Typische Indikation für einen Start der Therapie ist der Beginn einer Urämie. (nös)