Kinderurologie

Das Ziel heißt soziale Kontinenz

Inkontinente Kinder sollen am sozialen Leben teilhaben können. Bei Ursachen wie Krebs gelingt das mit Gewebemodellierung.

Veröffentlicht:

TÜBINGEN. Einnässen, wiederkehrende Harnwegsinfekte oder ein nicht wahrgenommener Harndrang bei Kindern können Hinweise auf Fehlbildungen und Tumore des unteren Harntrakts sein.

Auch wenn diese Krankheiten selten sind, ist es wichtig, nach solchen Ursachen zu suchen, wenn gängige Therapien versagen. Wird tatsächlich Blasen- und Prostatakrebs festgestellt, gibt es immerhin die gute Nachricht, dass sich der Therapieerfolg in den letzten Jahren vervierfacht hat.

Darauf weist der Tübinger Kinderchirurg Privatdozent Philipp Szavay zum 9. Symposium der Arbeitsgemeinschaft Urologie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) in einer Mitteilung hin.

Bei Kindern und Jugendlichen ist Harninkontinenz mit über 600.000 Fällen im Jahr das häufigste urologische Problem. Meist liegen funktionelle oder psychische Störungen vor, doch auch embryonaler Blasen- und Prostatakrebs, Fehlbildungen von Harnröhre, Blase und Enddarm, Verletzungen und Spina bifida können Gründe sein.

Mögliche Folgen: Restharn in der Blase und Urinstau bis in die Niere mit Einnässen, Harnwegsentzündungen und Niereninsuffizienz. "Oft sind die Patienten auch aus ihrem Freundeskreis ausgeschlossen, ihr Selbstwertgefühl ist stark gemindert", erläutert Szavay.

Ziel der Kinderurologen sei daher, dass die Patienten am sozialen Leben teilhaben können. Wiederherstellung der sozialen Kontinenz, also einer kontrollierten Entleerung von Stuhl und Urin, stehe daher im Vordergrund.

Moderne Verfahren können heute vielfach helfen. Mit Darmgewebe werden Blasen modelliert und Abflusskanäle angelegt, um den Rückstau von Harn zu verhindern. Oft lässt sich so das Einnässen ganz verhindern.

Auch eine Dialyse sei heute viel seltener nötig. Und bei embryonalen Blasen- und Prostata-Tumoren wie dem Rhabdomyosarkom könnten 60 bis 70 Prozent der Harnblase erhalten werden, die Überlebensrate ist von 20 auf etwa 80 Prozent gestiegen. (eb)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EvidenzUpdate-Podcast

Hoffnung und Kollaps – wie Lecanemab uns herausfordert

Lesetipps
Ein sich auftürmender Geldstapel.

© Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

 Hausarzt Werner Kalbfleisch

© Südwest Presse / Verena Eisele

Ende eines jahrelangen Verfahrens vor den Prüfgremien

Hausarzt geht mit XXL-Regress in die Rente

Die Forschenden nahmen die langfristigen Auswirkungen der essenziellen Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan und Zink, sowie der nicht-essenziellen Metalle Arsen, Cadmium, Blei, Wolfram und Uran auf die kognitiven Funktionen in den Blick.

© Naeblys / Getty Images / iStock

Umweltbelastung

Metalle im Urin sind mit kognitivem Abbau assoziiert