Prostata-Tumor

Dem Krebstod kann Mann davonlaufen

Wer nach der Diagnose Prostatakrebs viel Sport treibt, halbiert offenbar das Risiko, am Tumor zu sterben. Das belegt eine kanadische Langzeitstudie.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Bei den sportlichen Freizeitaktivitäten war ein klarer Dosiseffekt zu erkennen - besonders gut war Joggen.

Bei den sportlichen Freizeitaktivitäten war ein klarer Dosiseffekt zu erkennen - besonders gut war Joggen.

© Stefan Schurr / panthermedia.net

CALGARY. Kann Mann dem Tod durch ein Prostata-Ca wirklich davonlaufen? Vieles spricht dafür.

Inzwischen gibt es mehrere Studien, die recht konsistent auf eine geringere Progressionsrate, Gesamtsterberate und tumorspezifische Sterberate bei Männern deuten, die nach der Krebsdiagnose Sport treiben.

Je nach Studie waren bei solchen Männern Progressionsrate und tumorspezifische Sterberate um ein bis zwei Drittel reduziert. Dies scheint nun auch eine kanadische Langzeitstudie bei einer Kohorte von 830 Männern mit Prostata-Ca zu bestätigen (Eur Urol 2016; online 7. Januar).

Bei den Männern haben Ärzte in den Jahren 1997-2000 den Tumor diagnostiziert, das mittlere Alter lag damals bei 68 Jahren. Anschließend wurden sie bis zum Jahr 2014 regelmäßig nachuntersucht.

Ein Team um Dr. Christine Friedenreich vom Krebsforschungszentrum in Calgary hat dabei nur Männer mit Tumoren im Stadium II-IV berücksichtigt, die mindestens zwei Jahre nach der Diagnose noch lebten.

Im Median lag die Nachbeobachtungsdauer der Überlebenden bei 15,5 Jahre und reichte bis zu 17 Jahren. In dieser Zeit starben etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer (458 Männer), bei 170 Männern (20,5 Prozent) war das Prostata-Ca für den Tod verantwortlich.

Doppelt so viele Aktive überlebten

Entsprechend ihrer körperlichen Aktivität nach der Diagnose teilten die Forscher um Friedenreich die Teilnehmer in vier gleich große Gruppen ein. Im Quartil mit der geringsten Bewegung erreichten die Teilnehmer weniger als 42 MET-Stunden pro Woche an körperlicher Aktivität.

Haushaltstätigkeiten schlagen etwa mit 2-3 metabolischen Einheiten (MET) pro Stunde zu Buche, gemütliches Radfahren mit 6 und Joggen mit 12 MET-Stunden. Im Quartil mit der meisten Bewegung erreichten die Teilnehmer mehr als 119 MET-Stunden pro Woche.

Wie sich herausstellte, starben in der Gruppe mit der geringsten Bewegung mehr als doppelt so viele wie im Quartil mit der höchsten körperlichen Aktivität (158 versus 75).

Von den aktivsten Teilnehmern waren bis zum Studienende rund ein Drittel gestorben, von den Couchpotatoes hingegen bereits drei Viertel.

Wurden Faktoren wie Alter, Tumorstadium und Zeit bis zur ersten Progression berücksichtigt, so war die Gesamtsterberate im aktivsten Quartil um 42 Prozent geringer als bei den körperlich inaktivsten Männern.

Daran änderte sich nur wenig, wenn die Forscher Männer mit Fernmetastasen bei der Diagnose oder solche mit einem Assessment der körperlichen Aktivität ein Jahr vor dem Tod nicht berücksichtigten.

Dadurch wollten sie eine umgekehrte Kausalität ausschließen - todkranke Männer werden schließlich kaum noch Sport treiben.

Betrachteten die Forscher nur die Freizeitaktivitäten, dann ließ sich für das Quartil mit den sportlichsten Männern eine um 36 Prozent reduzierte Sterberate feststellen. Deutlich reduziert (minus 28 Prozent) war die Rate auch bei Männern, die beruflich viel auf den Beinen waren - entscheidend ist wohl die Gesamtaktivität.

Mortalität nur bei Sportlern geringer

Etwas anders sah das Ergebnis bei der tumorspezifischen Sterblichkeit aus: Hier ergab sich in der Gruppe mit der höchsten Gesamtaktivität eine um 35 Prozent reduzierte Sterberate, bei den Männern, die beruflich am meisten Bewegung hatten, waren es 34 Prozent.

Für die Gruppe mit dem höchsten Maß an Freizeitaktivität berechneten die Forscher um Friedenreich die stärkste Reduktion der Sterberate durch das Prostata-Ca: Hier waren es 56 Prozent, und nur in dieser Gruppe war das Ergebnis signifikant. Danach könnte es sich also durchaus lohnen, nach der Tumordiagnose gezielt Sport zu treiben.

Da es sich jedoch um eine Kohortenstudie handelt, lässt es sich nicht eindeutig sagen, ob der Sport nach der Diagnose tatsächlich das Risiko für den Krebstod senkt.

Die meisten Freizeitsportler haben wohl schon vor der Diagnose Sport getrieben, auch könnten andere Lebensstilfaktoren, die bei Sportlern vermehrt vorkommen, das Ergebnis beeinflusst haben. Immerhin konnten die Forscher keinen isolierten Effekt der körperlichen Aktivität vor der Diagnose auf die Prognose ausmachen.

Wie zu erwarten, waren jedoch die Gesamtsterberate und Krebsmortalität bei den Männern am geringsten, die sowohl vor als auch nach der Diagnose in ihrer Freizeit sehr viel Sport getrieben hatten.

Interessant ist auch, dass sich nur bei der sportlichen Freizeitaktivität, nicht aber bei der beruflichen und der Gesamtaktivität ein klarer Dosiseffekt ergab, und zwar sowohl bei der Gesamt- als auch der tumorspezifischen Mortalität.

Danach wären in der Tat eher Joggen, weniger jedoch die Gartenarbeit geeignet, um dem Tod durch einen Prostatatumor zu entgehen.

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