Demenz: Eine Autoimmunerkrankung?

Forscher haben bei Demenzpatienten Antikörper gegen Rezeptoren im Gehirn gefunden. Mittels Blutwäsche ließ sich das Gedächtnis verbessern.

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BERLIN (eb). Eine Demenz kann auch durch Autoimmunreaktionen ausgelöst werden, haben Wissenschaftler aus Berlin herausgefunden. Als neuartige Therapie schlagen sie für einige Demenzpatienten eine Immunsuppression vor.

Immunreaktionen gegen körpereigene Nervenzellen können eine fortschreitende Demenz verursachen. Eine immunsuppressive Therapie habe die Symptome effektiv gemildert, heißt es in einer Mitteilung der Charité-Universitätsmedizin.

Der Ansatz, dass Demenz auch durch die Immunabwehr hervorgerufen werde, habe man bei den bisherigen Diagnosekriterien übersehen. Konsequenz der Entdeckung: Sie sei als Begleiterscheinung einer Autoimmunerkrankung therapierbar.

An der Studie nahmen 24 Patienten mit langsam fortschreitender kognitiver Dysfunktion unklarer Ätiologie teil. Bei sieben von ihnen ließen sich Immunglobulin-A-Antikörper (IgA) gegen NMDA-Rezeptoren, aber keine Antikörper gegen Immunglobulin G (IgG) nachweisen.

NMDA-Rezeptoren sind ionotrope Glutamatrezeptoren. Sie gehören zu Ionenkanälen in der Zellmembran, die durch die Bindung ihres Liganden Glutamat aktiviert werden.

Im Experiment werden sie außerdem durch die Bindung des für sie spezifischen Agonisten N-Methyl-D-Aspartat (NMDA) aktiviert - daher stammt der Name.

Neue Therapieoption?

Gaben die Forscher Serum der IgA-positiven Patienten zu Zellkulturen mit Hippocampuszellen der Maus, nahm die Menge der NMDA-Rezeptoren in den Membranen und anderer synaptischer Proteine eklatant ab.

Als Folge veränderten sich auch die NMDA-vermittelten elektrischen Ströme. Diese Effekte korrelierten mit den Antikörper-Titern und waren reversibel, sobald das Serum der Patienten entfernt wurde (Neurology 2012; 78(22): 1743-1753).

Daraufhin eliminierten die Forscher die Antikörper bei den Patienten mit einer Blutwäsche, so die Mitteilung. Anschließend gingen einerseits die Symptome wie Gedächtnisstörungen sowie Auffälligkeiten in Stimmung und Affekt zurück.

Und andererseits habe sich der Hirnstoffwechsel im Hippocampus gebessert, jenem Gehirnareal, das für Gedächtnisleistungen zuständig und bei Demenz vorrangig gestört ist.

Aus der Studie könne sich eine neue diagnostische Herangehensweise an Demenzerkrankungen ergeben.

Zudem wäre jetzt für eine Gruppe von Demenzpatienten, für die bislang keine therapeutische Option bestand, eine Perspektive möglich, werden die Wissenschaftler in der Mitteilung zitiert.

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