Kommentar
Der Nachtblutdruck zählt
Wenn der Mensch schläft, gibt er seine wahren Geheimnisse preis. Schon früher hat sich gezeigt, dass nur der mittels 24-Stunden-Messung aufgezeichnete Nachtblutdruck Hinweise auf das kardiovaskuläre Risiko gibt.
In einer spanischen Studie hat sich jetzt auch ein Zusammenhang zwischen dem nächtlichen Hochdruck und einem erhöhten Diabetesrisiko ergeben. Gleichzeitig haben die Studienautoren aber ein mindestens ebenso interessantes Ergebnis veröffentlicht: Unter der abendlichen Einnahme von Antihypertensiva, die auf das Angiotensin-II-System wirken, entwickelten innerhalb von sechs Jahren nicht einmal halb so viele Hochdruckpatienten einen Diabetes wie aus der Gruppe derer, die ihre Medikamente tagsüber einnahmen.
Der Nutzen einer abendlichen Medikation für Hypertoniker ist bereits im Hinblick auf kardiovaskuläre Ereignisse belegt worden. Auch hypertonen Schlafapnoikern raten Experten mittlerweile zu einer chronobiologischen Dosierung ihrer Antihypertensiva, um den Blutdruck in den Griff zu bekommen (Cardiovasc 2015; 1:54). Was spricht angesichts der zahlreichen Vorteile eigentlich gegen eine generelle Empfehlung an Hochdruckpatienten, ihre Medikamente vor dem Schlafengehen einzunehmen?
christine.starostzik@springer.com