Kardiologen vs. Herzchirurgen
Der TAVI-Terz
Um die TAVI-Methode beim Einsetzen einer neuen Aortenklappe ist ein heftiger Streit entbrannt: Kardiologen und Herzchirurgen liegen sich öffentlich in den Haaren.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Durch Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) lassen sich Aortenklappen heute transvaskulär oder transapikal und damit ohne Operation am offenen Herzen implantieren. In Leitlinien wird das Verfahren bisher nur für Hochrisikopatienten empfohlen, wo es sich als ebenbürtig zur Op erwiesen hat.
Die Zahl der TAVI-Eingriffe hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht: 9341 Patienten wurden 2012 in Deutschland damit behandelt. In einem aktuellen Beitrag des "Spiegel" wird nun bezweifelt, dass dies immer dem Wohl der Patienten dient.
Kardiologen werden verdächtigt, "in wichtigen Gebieten der Herzchirurgie zu wildern" und ein "finanzielles" oder "Prestige"-Interesse" an der TAVI zu haben.
DGTHG kritisiert Positionspapier der DGK
Auch die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) sorgt sich um die Patientensicherheit. Sie kritisiert in einer aktuellen Pressemitteilung vom 9. Dezember ein TAVI-Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), das im Oktober vorgestellt wurde.
Im Papier werde bereits an eine Ausweitung des Verfahrens auf Patienten mit mittlerem Risiko gedacht, so die DGTHG. Dies sei aber derzeit medizinisch nicht begründbar, "weil valide längerfristige Ergebnisse zu verschiedenen Aspekten und auch der Haltbarkeit der verwendeten TAVI-Prothesen noch fehlen."
Zudem zwingend erforderlich ist aus Sicht der DGTHG, "dass TAVI-Eingriffe nur an Standorten durchgeführt werden sollen, an denen sowohl eine entsprechend ausgestattete Fachabteilung für Kardiologie als auch eine vollausgestattete Fachabteilung für Herzchirurgie vorhanden ist. (...) Mit Sorge werde zur Kenntnis genommen, dass im Gegensatz zu den in allen Leitlinien festgehaltenen Empfehlungen in Deutschland im Jahr 2013 an 17 Kliniken TAVI-Prozeduren durchgeführt wurden, ohne dass diese jeweils vor Ort über die beiden zwingend notwendigen Fachabteilungen (Herzchirurgie und Kardiologie) verfügten", so die DGTHG in ihrer Mitteilung.
Allerdings gibt es bisher keine Berichte, ob bei diesen Eingriffen Patienten zu Schaden gekommen sind.
DGK will Zentren und Operateure zertifizieren
Die DGK hat zur nötigen Ausstattung der Kliniken eine andere Position: Die Präsenz einer herzchirurgischen Abteilung sei per se noch kein Garant, eine den definierten Qualitätsanforderungen entsprechende Versorgung zu gewährleisten, hatte kürzlich Professor Karl-Heinz Kuck aus Hamburg bei der DGK-Herbsttagung in Düsseldorf betont.
Die Herzchirurgen müssten selbstverständlich bei dem Eingriff mit dabei sein - doch das sei auch ohne Fachabteilung im Haus möglich,
Die DGK favorisiert als alternative Lösung Kooperationsvereinbarungen: Wenn keine eigene herzchirurgische Abteilung am Standort vorhanden ist, müsse alternativ "eine vertraglich dokumentierte Kooperation mit einer Fachabteilung für Herzchirurgie vorliegen", heißt es in ihrem Positionspapier.
Sowohl TAVI-Zentren als auch TAVI-Operateure will die DGK in Deutschland künftig nach Qualitätskriterien für eine sichere und gute Versorgung zertifizieren.