Der schwierige Weg zur Betazelle

Ein neuer Ansatz, Diabetes mellitus zu heilen, ist die Therapie mit Stammzellen. Experten warnen allerdings vor übertriebenen Erwartungen - und vor dem Tumor-Risiko.

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Stammzellen in Nährlösung. Ob das Konzept der Stammzelltherapie bei Diabetes aufgeht, ist noch vollkommen unklar.

Stammzellen in Nährlösung. Ob das Konzept der Stammzelltherapie bei Diabetes aufgeht, ist noch vollkommen unklar.

© Jens Goepfert / shutterstock.com

STUTTGART (sti). Bei der Pathogenese des Typ-1-Diabetes hat der immunologisch induzierte Verlust der Betazellen zentrale Bedeutung.

Aber auch bei Typ-2-Diabetes kommt es nach langjährigem Krankheitsverlauf zum Untergang von Betazellen.

Um die Insulinsekretion zu erhalten oder wieder herzustellen, würden Optionen der Immunintervention ebenso wie die Stammzelltherapie erforscht, so Professor Jochen Seufert von der Medizinischen Uniklinik in Freiburg beim DDG-Kongress in Suttgart.

Bisher gebe es aber keine wissenschaftlichen Daten dafür, dass das Konzept der Stammzelltherapie bei Diabetes funktioniert. Deshalb warnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft vor unseriösen, oft im Internet verbreiteten zelltherapeutischen Angeboten.

Die Forschung an embryonalen Stammzellen ist ethisch umstritten und in Deutschland verboten.

Die Forschung an adulten Stammzellen wirft zwar keine ethischen Probleme auf, gestaltet sich jedoch schwieriger, da diese Zellen bereits weitgehend differenziert sind.

"Der Weg von der adulten Stammzelle zur funktionierenden Betazelle ist ein sehr schwieriger und aufwendiger", sagte Professor Sigurd Lenzen vom Institut für klinische Biochemie in Hannover.

Problem Tumor-Risiko

Es brauche sicherlich noch mehr als zehn Jahre, bevor die Stammzelltherapie klinisch anwendbar werde.

Voraussetzungen für das Gelingen sind homogene Insulin-produzierende Zellpopulationen, die eine ausreichende Biosynthese von reifem Insulin und C-Peptid ebenso garantieren wie eine Glukose-induzierte Insulin-Freisetzung.

"Das Problem bei solchen reprogrammierten somatischen Zellen ist das teratogene und Tumor-Risiko", so Lenzen.

"Das Konzept der Stammzelltherapie dürfte wohl kaum die klinische Reife erreichen", so Professor Markus Tiedge vom Institut für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie der Uni Rostock.

Die nötigen Differenzierungsvorgänge seien sehr komplex und kaum steuerbar. Bisher habe man auch keine ausreichende Effizienz bei der Differenzierung adulter Stammzellen belegen können.

Substanzen, die zur Differenzierung eingesetzt werden, führten auch nicht nur zu Betazellen; vielmehr werden auch unerwünschte mesenchymale Zellen produziert.

"Doch das Hauptproblem ist und bleibt die Teratogenität und die Tumorneubildung", so Tiedge.

Denn im Rahmen der Zelldifferenzierung würden auch Tumorgene in die Stammzellen integriert, die man bisher nicht wieder habe eliminieren können.

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