Amphetamine

Deutlich erhöhtes Parkinsonrisiko

Wer zu Stimulanzien vom Amphetamintyp, etwa Methamphetamin, greift, verdreifacht nahezu sein Risiko, an Morbus Parkinson zu erkranken. Das geht aus den Daten einer US-Studie hervor.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Crystal Meth: Die synthetische Droge gehört zur Gruppe der Amphetamine und lässt sich relativ einfach und billig herstellen. Nach Daten des Suchtberichts sind 0,1 Prozent der Deutschen abhängig von Amphetaminen.

Crystal Meth: Die synthetische Droge gehört zur Gruppe der Amphetamine und lässt sich relativ einfach und billig herstellen. Nach Daten des Suchtberichts sind 0,1 Prozent der Deutschen abhängig von Amphetaminen.

© Matthias Hiekel / dpa

SALT LAKE CITY. Die Zahlen im Suchtbericht 2014 weisen für Deutschland 0,7 Prozent der Erwachsenen als Amphetaminkonsumenten aus. 0,1 Prozent gelten als abhängig.

Dabei sind deutliche regionale Unterschiede festzustellen, erhöhte Sicherstellungs-, Konsum- und Behandlungsdaten betreffen vor allem die an die Tschechische Republik grenzenden Bundesländer.

Trotz des weit verbreiteten Konsums der Psychostimulanzien sind die Kenntnisse darüber, welche langfristigen Folgen die Amphetamineinnahme hat, verhältnismäßig gering.

Bildgebende Verfahren und postmortal erhobene Befunde scheinen darauf hinzuweisen, dass Methamphetaminmissbrauch neurotoxisch wirkt und ein dauerhaftes Dopamindefizit verursacht.

Das nährt den Verdacht, der Amphetaminkonsum könnte das Risiko für Störungen erhöhen, die mit Dopamin in Beziehung stehen — wie beispielsweise Morbus Parkinson.

Forscher analysierten Datenbanken

Wissenschaftler um Karen Curtin von der University of Utah in Salt Lake City haben in einer retrospektiven Studie untersucht, ob sich dieser Verdacht erhärten lässt (Drug Alcohol Depend 2015; 146: 30-8).

Dazu analysierten die Forscher Angaben aus den Jahren 1996 bis 2011 in zwei Datenbanken, in denen neben anderen populationsbasierten Daten auch die Krankengeschichten von fast acht Millionen Personen dokumentiert sind.

4935 Methamphetamin-/Amphetaminkonsumenten wurden dabei 24.675 nach Geschlecht und Alter abgeglichene Kontrollpersonen gegenübergestellt. Alle Probanden waren zwischen 1940 und 1981 geboren worden.

Relativ geringe Erkrankungsraten

Die Berechnungen von Curtin und Kollegen ergaben, dass das Risiko, an Morbus Parkinson zu erkranken, in der Amphetamingruppe für den untersuchten Zeitraum 2,8-mal so hoch war wie in der Kontrollgruppe.

Nahm man zur Diagnose eines Morbus Parkinson noch jene eines sekundären Parkinsonsyndroms, anderer degenerativer Erkrankungen der Basalganglien und eines essenziellen oder anderweitig spezifizierten Tremors hinzu, stieg das Risiko, eine dieser Störungen zu erleiden, bei den Amphetaminkonsumenten auf das 3,1-Fache.

Zu beachten sind freilich die relativ geringen Erkrankungsraten im Verlauf der 16-jährigen Beobachtungszeit. So lag die Inzidenz von Morbus Parkinson in der Amphetamingruppe bei 0,3 Prozent und in der Kontrollgruppe bei rund 0,1 Prozent.

Erweitert auf die oben genannte kombinierte Diagnose, erreichte die Inzidenz 0,6 Prozent (Amphetamingruppe) und knapp 0,2 Prozent (Kontrollen).

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