Ausschlafen am Wochenenede

Diabetes-Gefahr lässt sich wegschlafen

Zu wenig Schlaf schadet dem Körper in vielerlei Hinsicht - so steigt etwa das Risiko für Diabetes. Doch eine Studie lässt hoffen: Zwei geruhsame Nächte reichen offenbar aus, um die Gefahr zu bannen.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Gut Nacht!

Gut Nacht!

© Sean P. / panthermedia.net

BOULDER. Chronischer Schlafmangel schadet dem Köper in vielerlei Hinsicht: So steigt mit dem Schlafdefizit nicht nur das Unfallrisiko.

Glaubt man epidemiologischen Studien, besteht bei chronischem Schlafmangel auch ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Ein Grund dafür ist offenbar eine reduzierte Insulinsensitivität bei Schlafmangel. Schon nach wenigen Nächten mit Schlafdefiziten lassen sich Verschiebungen beim Insulin- und Glukosestoffwechsel feststellen.

Forscher um Dr. Josiane Broussard von der Universität in Boulder haben nun geschaut, ob der Körper solche Effekte wieder kompensieren kann, wenn er zumindest zwei Nächte pro Woche ausreichend Schlaf bekommt.

So schlafen viele Menschen unter der Woche deutlich zu wenig, holen den Schlaf aber am Wochenende nach.

Wie die US-Forscher nun berichten, scheint dies zu genügen, um die Glukosehomöostase wieder ins Lot zu bringen (Diabetes Care 2016; online 18. Januar)

Insulinsensitivität um 23 Prozent reduziert

Für ihre Untersuchung konnten sie 19 gesunde junge Männer ohne Übergewicht gewinnen. Unter kontrollierten Bedingungen - dazu gehörten regelmäßig bereitgestellte Mahlzeiten - durften die Männer zum einen vier Nächte hintereinander achteinhalb Stunden im Bett verbringen.

In einem weiteren Experiment wurde der Schlaf in vier aufeinander folgenden Nächten auf maximal viereinhalb Stunden begrenzt, in der fünften Nacht durften sie dann zwölf und in der sechsten maximal zehn Stunden schlafen.

Nach jeder der drei Phasen wurden die Probanden einem intravenösen Glukosetoleranztest unterzogen.

Im Schnitt schliefen die Probanden in den vier Nächten mit normaler Schlafdauer 7,8 Stunden, in denen mit Schlafrestriktion 4,3 Stunden und in den beiden darauf folgenden Nächten rund zehn Stunden.

Wie erwartet zeigten die Teilnehmer nach den vier Nächten mit Schlafmangel eine deutlich reduzierte Insulinsensitivität: Sie war um etwa 23 Prozent geringer als nach den Nächten mit normalem Schlaf.

Hatten die jungen Männer anschließend zwei Nächte ausreichend geschlafen, lagen die Werte wieder nahe am Ausgangsniveau. Bei der Insulinausschüttung auf den Glukosebolus zeigten sich hingegen kaum Unterschiede.

Zwei Nächte reichen jungen Männern

Als Nächstes bestimmten die Forscher den Dispositionsindex. Er wird als Produkt von Insulinsensitivität und Insulinausschüttung berechnet und als Marker für das Diabetesrisiko angesehen.

Nach den vier Nächten mit Schlafrestriktion zeigte dieser Indikator signifikant erniedrigte Werte, was sich als erhöhtes Diabetesrisiko interpretieren lässt.

Nach den zwei Nächten mit Erholungsschlaf war der Index wieder exakt auf Ausgangsniveau.

Daraus schließen die Wissenschaftler um Broussard, dass zumindest bei jungen Männern zwei Nächte mit erholsamem Schlaf genügen, um die negativen Folgen von ausgeprägten Schlafdefiziten auf den Glukosestoffwechsel zu kompensieren.

Wer unter der Woche zu wenig Schlaf abbekommt, könnte zumindest das kurzfristig erhöhte Diabetesrisiko durch genug Schlaf am Wochenende wieder senken.

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Diabetische Notfälle

Ketoazidose: Wichtige Aspekte für die Praxis

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass vor allem eine hohe Komorbidität (CCI    5) sowie Gebrechlichkeit den fehlenden Nutzen einer ICD-Therapie voraussagen können: Die Wahrscheinlichkeit eines nicht arrhythmiebedingten Todes war darunter ungefähr vervierfacht bzw. verachtfacht.

© Pijitra / stock.adobe.com

Schwierige Abschätzung

Wem der implantierbare Defibrillator eher nicht nützt