Deutsche Diabetes Gesellschaft
„Diabetes-Prävention ist auch Corona-Prävention“
Nach Schätzungen ist jeder dritte COVID-Tote ein Diabetiker. Je schlechter die Blutzuckereinstellung, desto höher ist dabei das Risiko.
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Blutzuckerkontrolle mit Schutzmaske: Gute Stoffwechseleinstellung senkt bei Infektionen das Risiko. (Symbolbild mit Fotomodell)
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Berlin. Auf das hohe Risiko von Menschen mit Adipositas und (oder) schlecht kontrolliertem Typ-2-Diabetes für schwere COVID-19-Verläufe hat Professor Stefan R. Bornstein vom Uniklinikum Dresden erneut hingewiesen. Der Diabetologe schätzt, dass weltweit bis zu 2 der mittlerweile 3 Millionen Corona-Todesfälle Menschen mit Diabetes und anderen Stoffwechselkrankheiten betrafen. Diese machten einen Anteil von 30 bis 70 Prozent aller Coronatoten aus, sagte Bornstein bei einer Pressekonferenz der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) im Vorfeld des virtuellen Diabetes-Kongresses vom 12. bis 15 Mai.
Durch gute Blutzucker-Einstellung könnten Ärzte das Risiko bei Betroffenen reduzieren, betont Bornstein: „Diabetes-Prävention ist auch Corona-Prävention.“ Wichtig sei es auch, Risikopatienten jetzt schnell der Impfung zuzuführen. Viele Betroffene in prekären Lebensverhältnissen würden zurzeit leider übersehen.
Der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Uniklinikum Dresden wies zudem auf schwere Folgen der Pandemie für Diabetiker hin. So habe sich inzwischen zum Beispiel die Zahl der Majoramputationen bei Diabetischem Fuß in Deutschland verdoppelt bis verdreifacht. Und: Die Prognose von Diabetikern mit Majoramputationen sei ähnlich schlecht wie bei Krebspatienten mit Überlebensraten von nur 30 Prozent in den nächsten fünf Jahren, so der Diabetologe.
Die systemische Entzündung bei Diabetes in Verbindung mit Virusinfektionen könne die Funktion der Beta-Zellen und die Insulinwirkung beeinträchtigen. In Einzelfällen werde daher auch ein Diabetes durch COVID-19 ausgelöst oder eine Zuckerkrankheit verschlechtere sich deutlich, so Bornstein. Nach durchgemachter Coronakrankheit sollten Diabetiker daher auch auf Long-COVID-Symptome abgeklärt werden.