Afrika
Ebola – leidige Dauerbaustelle der WHO
Die Ebola-Krise im Kongo verdeutlicht die Schwierigkeiten, solch eine Pandemie zu managen. Für die WHO ist sie nach dem Versagen in Westafrika Mitte des Jahrzehnts wieder ein – ungewollter – Prüfstein für ihr reformbedürftiges Krisenmanagement.
Veröffentlicht:GENF. Immer wieder Afrika, immer wieder Ebola! Keine andere Krankheit setzt die Weltgesundheitsorganisation WHO so unter Druck, ihre Handlungsfähigkeit im epidemischen Krisenmanagement unter Beweis zu stellen, wie das hämorrhagische Fieber.
Bisheriger Tiefpunkt der WHO-Performance war die Ebola-Epidemie in den westafrikanischen Staaten Guinea, Liberia und Sierra Leone zwischen Ende 2013 und Anfang 2016.
Das sollte sich – zumal die WHO unter hohen öffentlichen Druck geraten war – dringend und nachhaltig ändern. 2016 stieß die damalige WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan auf der 69. Weltgesundheitsversammlung (WHA) bereits erste Reformschritte an, die ihr Nachfolger, der ehemalige äthiopische Gesundheitsminister Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, nach eigenem Bekunden fortführen will.
2017 billigten die WHA-Delegierten das neue Programm der Organisation für gesundheitliche Notlagen. Als Ziel verfolgt die WHO, im Rahmen der Notfallbewältigung neue Verfahren für die Risikoabschätzung, die Einstufung von Notlagen und das Ereignismanagement zum Einsatz kommen zu lassen.
Erst der Erfolg, dann der Rückschlag
Als im Mai 2018 in Kongos Westen der neunte Ebola-Ausbruch des zentralafrikanischen Landes zu verzeichnen war, ließ Tedros die WHO-Krisenmanagementmaschinerie auf vollen Touren laufen.
Um ihre gegenwärtige Krisenreaktionsgeschwindigkeit zu untermauern, wies sie darauf hin, dass das erste multidisziplinäre Team taggleich mit der Information durch die kongolesische Regierung über die bestätigten Ebola-Fälle nach Bikoro aufgebrochen sei – darunter Vertreter der „Ärzte ohne Grenzen“ –, um die Koordination vor Ort zu stärken und die Untersuchungen zu steuern.
Mit 29 bestätigten Todesfällen ließ sich der Ebola-Ausbruch Ende Juli auch als beendet bezeichnen – eine relativ glimpfliche Opferbilanz. Tedros konnte in der Öffentlichkeit wieder Pluspunkte für das WHO-Krisenmanagement sammeln.
Doch dann kam der nächste Rückschlag: Kurz nach dem Ende des Ausbruchs im Westen bahnte sich – wie das Robert Koch Institut (RKI) hervorhebt, ohne kausalen Zusammenhang – im Nordosten des Kongos die zehnte Ebola-Epidemie des Staates mit absolut maroder Gesundheitsinfrastruktur an.
Und dieser Ausbruch verfestigt sich zu einer Mammutaufgabe, findet er in einem von bewaffneten, mit dem Rohstoffschmuggel befassten Milizen beherrschten Gebiet statt, in dem auch Kampfeshandlungen untereinander an der Tagesordnung sind, die die Ebola-Krisenhelfer immer wieder in ihre Schranken weisen.
Traurige Bilanz zum Jahreswechsel: Zum 4. Januar verzeichnet die International Society for Infectious Diseases auf Basis der Angaben des kongolesischen Gesundheitsministeriums 613 Fälle, darunter 565 bestätigte. Von den insgesamt 371 Todesfällen wurden 323 als im Zusammenhang mit Ebola stehend bestätigt.
Laut RKI sind Experten des nationalen Gesundheitsministeriums, der WHO, Ärzte ohne Grenzen und weitere Partner vor Ort, um den Ausbruch einzudämmen. In der Region wurden demnach mobile Labore und Behandlungszentren errichtet.
Angriff auf Transitzentrum
Ein Kernelement der Bekämpfungsmaßnahmen seien Impfungen mit einem weiterhin experimentellen Impfstoff, der in früheren Ausbrüchen erfolgreich eingesetzt wurde.
Die Impfung werde medizinischem Personal und anderen Einsatzkräften angeboten, sowie Personen in einem breiten Kontaktumfeld von Erkrankten – mehr als 50.000 seien bereits geimpft worden.
Außerdem würden verschiedene experimentelle Therapeutika bei der Behandlung der Erkrankten eingesetzt und seit November 2018 in einer randomisierten Studie miteinander verglichen.
Die WHO meldet derweil den nächsten Rückschlag: Öffentliche Proteste führten zur Einstellung der Arbeit an einem Ebola-Transitzentrum. Für Tedros steht wieder viel auf dem Spiel.