Lifestyle-Änderung
Ein Paket senkt das Diabetes-Risiko
Ein Programm mit Bewegung, Ernährung und Beratung schützt Risikogruppen vor Diabetes. Bei manifester Erkrankung ist der Effekt auf kardiovaskuläre Folgen aber bisher wenig belegt.
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Blutzuckermessung auf der Radtour: Bewegung, gesunde Ernährung und Schulung sind das A und O der Diabetestherapie.
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EDMONTON. Die Wirksamkeit von mindestens drei Maßnahmen zur Lebensstiländerung haben Forscher um Elizabeth Sumamo Schellenberg von der University of Alberta mit Daten von 20 randomisierten Studien analysiert.
Hauptbestandteile des Pakets waren gesunde Ernährung und Bewegung. Hinzu kamen etwa Beratungsgespräche, Rollenspiele oder Rauchstopp. Als Vergleichsgruppe dienten Patienten mit Standardversorgung oder alternativ auch Ernährungs- oder Trainingsintervention oder auch Kandidaten auf der Warteliste.
Von dem Paket profitierten vor allem Menschen, die auf einen Diabetes zusteuerten (erhöhte Nüchternglukose oder gestörte Glukosetoleranz). In sieben von neun Studien gab es Hinweise, dass drei Maßnahmen das Diabetesrisiko deutlich senkten (relatives Risiko, RR = 0,35) (Ann Intern Med 2013, online 15. Oktober).
Der Effekt hielt bis zu zehn Jahre nach Ende der Intervention an. Zudem verbesserte die Intervention die Parameter Nüchternglukose, HbA1c und Lipide.
Dagegen konnte das Maßnahmenpaket Patienten mit manifestem Diabetes mellitus offenbar nicht nachhaltig vor mikro- oder makrovaskulären Folgen ihrer Erkrankung schützen; zumindest gab es in elf Studien keine belastbaren Hinweise für einen solchen Effekt.
Forscher wollen noch mehr Daten
Allein die gepoolten Ergebnisse der beiden größten Studien zu kardiovaskulären Komplikationen, Steno-2 und Look-AHEAD (Action for Health in Diabetes) zeigten keinen Unterschied in der Gesamtmortalität zwischen Interventionsgruppe und Kontrollpatienten.
Im Hinblick auf kardiovaskuläre Diabetesfolgen widersprechen sich die Studien. In Look-AHEAD fand sich kein Unterschied in Bezug auf die primären Endpunkte (kardiovaskulärer Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Hospitalisierung wegen Angina pectoris).
In Steno-2 war das Gegenteil der Fall (RR = 0,51). Hier gab es die zusätzlichen Endpunkte Koronar-Bypass, perkutane Koronarintervention, Revaskularisierung peripherer Arterien und Amputation. In der kleineren Steno-2-Studie hatten die Patienten auch mikrovaskulär profitiert (bei Retinopathie, Nephropathie und autonomer Neuropathie).
In der Summe bleibt die Evidenz für den Effekt einer Mehrkomponenten-Lifestyle-Intervention auf makro- und mikrovaskuläre Endpunkte bei Diabetikern gering, folgern die Forscher. Die Look-AHEAD-Studie mit über 5000 Teilnehmern war zum Beispiel wegen absehbaren Scheiterns vorzeitig gestoppt worden.
"Obwohl sich die Hinweise für einen additiven Effekt mehren, können wir doch nicht abschließend sagen, dass eine umfassende Lebensstilintervention besser ist als Ernährungsumstellung und Training allein", so die Forscher.