Entwarnung für atypische Neuroleptika

TORONTO (mal). Die Therapie von Demenz-Kranken mit atypischen Neuroleptika ist - entgegen bestehender Hinweise - wohl mit keinem höheren Apoplexie-Risiko assoziiert als die Therapie mit älteren Neuroleptika. Das hat jetzt die retrospektive Analyse der Daten von fast 33 000 Patienten ergeben.

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Zur Erinnerung: Studien mit Risperidon und Daten zur Anwendung von Olanzapin hatten vor Monaten Hinweise auf mögliche zerebrovaskuläre Ereignisse bei Anwendung der Atypika bei älteren Demenz-Patienten gebracht. Eine Untersuchung zur Häufigkeit zerebrovaskulärer Ereignisse bei Atypika im Vergleich zu älteren Neuroleptika lag bisher nicht vor.

In der jetzt publizierten Studie haben die Forscher um Dr. Sudeep S. Gill aus Toronto die Krankenakten von 17 845 Demenz-Kranken ausgewertet, die mit einem atypischen Neuroleptikum (Risperidon, Olanzapin oder Quetiapin) behandelt worden waren, und zusätzlich die Akten von 14 865 Patienten mit älteren antipsychotischen Mitteln wie Haloperidol, Fluphenazin oder Chlorpromazin (BMJ online).

Die Patienten hatten das Antipsychotikum im Median 227 (Atypikum) und 250 Tage (älteres Mittel) eingenommen. In dieser Zeit hatten 284 Patienten mit dem Atypikum (1,6 Prozent) und 227 Patienten mit dem älteren Antipsychotikum (1,5 Prozent) einen ischämischen Schlaganfall bekommen. Mit einer Rate von jährlich 25,5 und 22,3 Schlaganfällen pro 1000 Personen unterschieden sich die beiden Gruppen bei der Apoplexie-Rate nicht.

Dies galt nach Subgruppenanalysen auch für Patienten mit von vornherein erhöhtem Apoplexie-Risiko und differenziert auch für die drei atypischen Neuroleptika Risperidon, Olanzapin und Quetiapin im Vergleich zur Gesamtgruppe der Patienten mit älteren Neuroleptika.

Die Forscher folgern, daß Bedenken wegen eines erhöhten Apoplexie-Risikos die Wahl eines Antipsychotikums nicht beeinflussen sollten.

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