Zytokine

Fett fördert Entzündung und Depression

Das Fettgewebe adipöser Menschen produziert wohl mehr Zytokine als bisher angenommen. Mit Bewegung lassen sich die erhöhten Zytokinspiegel aber senken.

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LEIPZIG. Das Fettgewebe von Menschen mit Adipositas ist mehr als nur ein Energiespeicher. Es mischt sich in den Stoffwechsel, die Immunabwehr und sogar in die Psyche der Betroffenen ein.

Eine interdisziplinäre Studie des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen der Universität Leipzig hat ergeben, dass bei Adipositas mehr Signalstoffe des Immunsystems im Fettgewebe produziert und ins Blut abgegeben werden als bisher angenommen.

Diese Zytokine können dann im gesamten Körper zu entzündlichen Prozessen führen, teilt die Uni Leipzig mit. Die Forscher hätten außerdem herausgefunden, dass körperliche Bewegung auch bei adipösen Menschen die Produktion dieser entzündungsfördernden Zytokine senken kann (PLOS One 2015, online 17. März).

Studie mit 200 Teilnehmern

Die bei Adipositas häufig vorliegenden entzündlichen Prozesse im gesamten Körper bedeuten ja ein erhöhtes Risiko, an Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken.

Die Forscher des IFB, der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Uniklinikums Leipzig, sowie der LMU München und der australischen Universität von Tasmanien maßen bei 200 adipösen und normalgewichtigen Studienteilnehmern die Zytokinspiegel im Blut sowie die exakte körperliche Aktivität und den Energieverbrauch.

"Das Besondere an der Studie ist, dass wir erstmalig Blutkonzentrationen von bestimmten Zytokinen gemessen haben, für die bislang nur eine Rolle für entzündliche Erkrankungen wie Asthma, nicht aber für die Adipositas und ihre Folgeerkrankungen bekannt war. Jetzt können wir uns besser erklären, warum solche Krankheiten häufiger bei adipösen Patienten auftreten", wird der Psychiater und Adipositasforscher Professor Hubertus Himmerich zitiert.

Bei normalgewichtigen Probanden seien die Spiegel von Zytokinen wie Interleukin-5 und Interleukin-13 niedriger gewesen als bei adipösen Personen; am höchsten waren die Werte einiger Zytokine bei bauchbetonter Adipositas.

Bekannt ist bereits, dass große Mengen viszerales Fettes mit verstärkten Entzündungszeichen und folglich mit einer höheren Neigung zu Stoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verknüpft sind.

Bei adipösen Studienteilnehmern, die sich viel bewegten, wurden niedrigere Zytokinwerte gemessen als bei Bewegungsmuffeln.

Erhöhte Zytokinproduktion kann zur Entstehung von Depressionen beitragen

Diese Forschungsergebnisse machten deutlich, wie vermehrte körperliche Aktivität vor den schweren Folgekrankheiten starken Übergewichts schützen kann, heißt es in der Mitteilung der Uni.

Ein weiterer therapeutischer Ansatz könnte in der Blockierung von Zytokinen durch spezielle Medikamente liegen, ähnlich wie es heute bereits bei Autoimmunerkrankungen geschieht.

Eine erhöhte Zytokinproduktion kann auch zur Entstehung von Depressionen beitragen, da Zytokine Einfluss auf Botenstoffe des Gehirns haben. So senken sie etwa die Produktion von Serotonin. Forschungsergebnisse des IFB zu Zytokinspiegeln bei gesunden und depressiven Studienteilnehmern zeigten erhöhte Werte bei letzteren, berichtet die Uni Leipzig.

Depressive Patienten, die zusätzlich adipös sind, zeigten die höchsten Konzentrationen bestimmter Zytokine. "Die größere Ausschüttung der Zytokine im Fettgewebe könnte also mit erklären, warum adipöse Menschen häufiger an Depressionen erkranken als normalgewichtige", so Himmerich.

Dies könne auch auf einen Zusammenhang zwischen der Zunahme der Adipositas und der Depressionen in der Bevölkerung hinweisen.

Das übermäßige Fettgewebe bei Adipositas beeinträchtigt darüber hinaus den Stoffwechsel, Energiehaushalt und das Hungergefühl des Menschen durch Adipokine; einige davon zählen zu den Zytokinen. Diesen speziellen Signalstoffen widme das IFB einen großen Forschungsbereich, so die Mitteilung. (eb)

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