Vitamin D
Gene bedingen Mangel
Genetisch bedingte niedrige Vitamin-D-Spiegel haben eine höhere Gesamt- und auch Krebsmortalität zur Folge. Das Risiko, an einer kardiovaskulären Erkrankung zu sterben, erhöht der Mangel aber offenbar nicht, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Veröffentlicht:KOPENHAGEN. Statt sich im Zusammenhang mit der Mortalität nur auf die Analyse von 25-Hydroxyvitamin D im Plasma als biologischen Marker für die Vitamin-D-Konzentration zu verlassen, haben dänische Experten für klinische Biochemie die Hypothese geprüft, dass mehrere genetische Varianten in den Allelen DHCR7 und CYP2R1 auf dem Chromosom 11 mit einer erhöhten Mortalität assoziiert sind.
Dazu verwendeten sie eine Analyse von drei großen Kohortenstudien (British Medical Journal 2014; 349: g6330).
Störfaktoren werden eliminiert
Die Wissenschaftler hatten sich für diese genetischen Varianten in ihrer Untersuchung entschieden, weil sie die Konzentration von 25-Hydroxyvitamin D im Plasma beeinflussen, entweder durch die Umwandlung von Vitamin D in 25-Hydroxyvitamin D oder durch die Synthese von Prä-Vitamin D aus 7-Dehydrocholesterol in der Haut.
Durch den genetischen Ansatz lassen sich Störfaktoren wie Rauchen, Body Mass Index, Diabetes und Cholesterinspiegel im Plasma bei der Analyse eliminieren.
Um den Zusammenhang zwischen den Genvarianten und der Mortalität zu analysieren, werteten die Wissenschaftler um Dr. Shoaib Afzal von der Universitätsklinik in Kopenhagen genetischen Daten von fast 96.000 weißen Dänen aus, die Teilnehmer von drei Kohortenstudien mit einem medianen Follow-up von etwa 19, sechs und acht Jahren waren.
Werte von über 35.300 Teilnehmern
Zusätzlich bestimmten sie bei mehr als 35.300 Teilnehmern auch die 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel im zuvor tiefgefrorenen oder im frischen Plasma.
Die statistische Analyse auf genetischer Ebene erfolgte mithilfe der Mendelschen Randomisierung, einer Methode, mit der sich generell der kausale Zusammenhang zwischen einem Biomarker und einer Erkrankung überprüfen lässt.
Dabei wird untersucht, ob bestimmte Gene, die den Parameter verändern, mit einer veränderten Rate von klinischen Ereignissen einhergehen. Die Randomisierung übernimmt dabei die Natur.
Während die 25-Hydroxyvitamin-D-Konzentrationen unter anderem mit Rauchen, Freizeitaktivitäten, systolischem Blutdruck, BMI, Diabetes und Cholesterinspiegel im Plasma assoziiert waren, galt dies nicht für die Varianten der DHCR7- und CYP2R1-Allele.
Das ist für die Wissenschaftler ein Beleg dafür, dass sich die Varianten dafür eignen, ohne Einfluss von Störfaktoren die Assoziation zwischen niedrigem 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel und der Mortalität zu bestimmen.
Die Gesamtauswertung aller gesammelten Daten ergab zum einen, dass die Konzentrationen an dem 25-Hydroxyvitamin-D umso niedriger waren, je mehr genetische Varianten in den ausgewählten Allelen vorhanden waren.
Krebsspezifische Mortalität erhöht
Zum anderen waren die Gesamtmortalität, die krebsspezifische Mortalität sowie die Sterberate aufgrund anderer Ursachen signifikant erhöht, je mehr Varianten vorhanden waren, nicht dagegen erhöht war die kardiovaskuläre Mortalität.
Zwar wird durch diese Studienergebnisse die Vermutung gestärkt, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen einem Vitaminmangel und der Gesamtmortalität sowie der krebsspezifischen Mortalität gibt.
Allerdings betonen die dänischen Wissenschaftler, dass erst randomisierte Interventionsstudien den Nutzen einer Vitamin-D-Supplementation belegen müssen, bevor diese allgemein zur Reduktion der Sterberate bei Vitamin-D-Mangel empfohlen werden kann.