"Sportlerherz"
Gibt es das auch bei Frauen?
LONDON. Immer mehr Frauen sind in bisher von Männern dominierten Sportarten wie Fußball, Rugby oder Boxen aktiv. Deshalb sei es wichtig, die geschlechtsspezifischen belastungsinduzierten Veränderungen des Herzens zu verstehen, so Professor Sanjay Sharma auf einer "Frauenherz"-Pressekonferenz beim ESC-Kongress in London.
Nach Ergebnissen einer von Sharma vorgestellten neuen Studie scheint intensiver Sport bei Männern und Frauen unterschiedliche Effekte auf kardiale Umbauprozesse (Remodeling) zu haben.
Untersucht wurden 1082 gesunde Athleten, davon 41 Prozent Frauen zwischen 21 und 27 Jahren, die insgesamt 40 verschiedene Sportarten betrieben.
Sie waren eingeteilt in drei Gruppen, und zwar für statische (etwa Gerätetraining), dynamische (etwa Langstreckenlauf) oder gemischte (dynamische und statische) Belastungsarten.
Teilnehmer wurden echokardiografisch untersucht
Um die jeweiligen Effekte der unterschiedlichen Aktivitäten auf Größe und Form des Herzens zu erfassen, wurden alle Teilnehmer echokardiografisch untersucht. Die Modifikationen des linken Ventrikels wurden anhand der Werte für relative Wanddicke (RWT) und linksventrikuläre Masse (LVM) erfasst.
Die gute Nachricht: In allen drei Sportartgruppierungen hatte die Mehrheit sowohl der Männer als auch der Frauen eine normale Herzgeometrie (jeweils etwa 70 Prozent).
Grundsätzliche Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Studienteilnehmern gab es dagegen bei der linksventrikulären Masse (83 ± 17 vs. 101 ± 21 g/m²; p < 0,001) und der relativen Wanddicke (0,35 ± 0,05 vs. 0,36 ± 0,05 cm; p < 0,001), beide Werte lagen bei den Frauen etwas niedriger.
Dynamische Sportarten im Blick
Nach Adjustierung für Körpergewicht zeigte sich bei Frauen zudem eine stärkere enddiastolische Vergrößerung des linken Ventrikels (29 ± 3 vs. 27 ± 3 mm/m²; p < 0,001).
Hinsichtlich der LV-Geometrie unterschieden sich die Geschlechter bei den statischen und gemischten Sportarten nicht signifikant.
Dynamische Sportarten führten aber bei Frauen häufiger zu exzentrischen Hypertrophien, während bei Männern öfter konzentrische Hypertrophien vorkamen (15 vs. 4 Prozent; p = 0,002).
Die stärkere absolute Zunahme der Ventrikelwanddicke bei Männern kann auch durch höhere Testosteronspiegel getriggert sein. (ufo)