In Studie bestätigt

Grippe-Impfung mäßig wirksam

Die Grippe-Impfung schützt am besten, wenn der Impfstoff mit den Viren übereinstimmt, die im Umlauf sind. Ist dies nicht der Fall, gibt es starke Schwankungen in der Schutzwirkung, wie eine neue Auswertung zeigt.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Alte Menschen profitieren von der Grippe-Impfung, der Effekt kann jedoch gering ausfallen.

Alte Menschen profitieren von der Grippe-Impfung, der Effekt kann jedoch gering ausfallen.

© JPC-PROd / fotolia.com

GRONINGEN. Viele Studien zur Wirksamkeit der Influenzaimpfung bei älteren Menschen leiden an methodischen Schwächen. Zum Beispiel wurden Endpunkte verwendet wie "grippeartiger Infekt oder Pneumonie", die nicht spezifisch für Influenza sind.

Ein Manko ist zudem der sogenannte "healthy user"-Effekt: Menschen, die sich impfen lassen, bringen andere gesundheitliche Voraussetzungen mit als Nichtgeimpfte. In einigen Untersuchungen war außerdem die Fallzahl zu klein, um die Schutzwirkung beziffern zu können.

Um diese Fallstricke zu umgehen, haben Epidemiologen der Universität Groningen nun eine Metaanalyse durchgeführt (Lancet Infect Dis 2014; 14: 1228).

Dazu wurden nur Auswertungen aus Test-negativen Fall-Kontroll-Studien berücksichtigt: Alle Patienten haben hier eine im Labor bestätigte Influenza; als Kontrollen dienen Patienten mit grippeartigen Symptomen, die negativ auf das Virus getestet worden sind.

Die Teilnehmer waren über 60 Jahre alt und lebten nicht in einem Heim. 35 Studien aus 15 Ländern und neun Influenza-Saisons genügten dabei den Anforderungen.

Hoher Schutzeffekt, wenn Impfstoff und zirkulierende Viren übereinstimmen

Wenn der Impfstoff mit den zirkulierenden Viren übereinstimmte, dann senkte er das Risiko für eine Influenzainfektion: bei sporadischen Ausbrüchen um 31 Prozent, bei regionalen um 58 Prozent und bei großflächigen um 46 Prozent.

Im Fall einer Epidemie zeigte sich ein Schutzeffekt sogar dann, wenn der Impfstamm von den zirkulierenden Viren abwich, mit einem Rückgang des Infektionsrisikos um 43 Prozent (regional) und 28 Prozent (großflächig).

Bei sporadischer Virusaktivität war das nicht der Fall. Keine Schutzwirkung fand sich dagegen bei lokaler Virusausbreitung, unabhängig davon, ob die Vakzine passte oder nicht.

Die niederländischen Epidemiologen um Maryam Darvishian ziehen aus ihren Daten den Schluss, "dass die saisonale Influenzaimpfung als Präventionsmaßnahme zur Reduktion der Influenza und ihrer Komplikationen bei älteren Menschen erhalten bleiben sollte".

STIKO betont hohen Stellenwert der Grippe-Impfung

Dr. Michael L. Jackson vom Group Health Research Institute in Seattle drückt sich in einem begleitenden Kommentar zurückhaltend aus: "Die Ergebnisse legen nahe, dass Influenzaimpfprogramme für Ältere einen geringen bis mittelmäßigen Nutzen haben" (Lancet Infectious Diseases 2014; 14: 1169).

Für die Weiterentwicklung der Impfstoffe sei es entscheidend, noch besser zu verstehen, wie die starken Schwankungen in der Wirkung zustande kämen.

Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet zum Beispiel das europäische I-MOVE-Projekt, mit dem seit 2007 die Effektivität der Influenzaimpfung in Europa überwacht wird.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) betont den hohen Stellenwert der Grippe-Impfung trotz moderater Wirksamkeit. "Bei aller Kritik an der Impfung, sie ist der beste Schutz den wir haben", sagt STIKO-Vorsitzender Dr. Jan Leidel dazu.

Das muss den Patienten erklärt werden und dass eine Impfung gegen eine potenziell lebensbedrohliche Krankheit trotzdem wichtig ist.

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