„Depressions-Barometer“
„Haben Rentner etwa auch Depressionen?“
Die Menschen hierzulande nehmen Depressionen bei Älteren auf die leichte Schulter: Acht von zehn Befragten denken, dass wenige Senioren unter der Krankheit leiden. Das hat gesellschaftliche Folgen.
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Oft werden Anzeichen von Depressionen bei Rentnern in Deutschland bagatellisiert, so die Stiftung Deutsche Depressionshilfe nach einer Umfrage.
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Berlin. Depressionen bei älteren Menschen werden nach einer repräsentativen Umfrage in Deutschland massiv unterschätzt. So glaubt eine große Mehrheit der Bevölkerung (83 Prozent), dass die Krankheit vor allem im jungen und mittleren Lebensalter auftritt, teilte die Stiftung Deutsche Depressionshilfe am Dienstag mit. Zu häufig würden Anzeichen von Depressionen bei Senioren deshalb bagatellisiert und als Bitternis des Alters abgetan.
Das Unwissen trage mit dazu bei, dass die Krankheit im Alter häufig gar nicht oder falsch behandelt werde, sagte Psychiater Ulrich Hegerl, Vorstandschef der Stiftung. Dies führe mit zu den drastisch erhöhten Suizidraten im Alter.
Die Online-Umfrage für das dritte „Depressions-Barometer“ fand unter 5350 Bundesbürgern zwischen 18 und 79 Jahren statt. Der Schwerpunkt lag darauf, was sie über Depression bei älteren Menschen wissen und denken. Jeder sechste Befragte sprach sich zum Beispiel dafür aus, Geld für die Behandlung von Depressionen lieber für jüngere Patienten auszugeben.
In der Realität gehören Depressionen neben demenziellen Erkrankungen zu den häufigsten psychischen Leiden im höheren Lebensalter und können nach Studien in Deutschland rund sechs Prozent der älteren Menschen treffen. Senioren würden sich laut Umfrage in der Mehrzahl gegen eine Depression behandeln lassen. (dpa)