Kot-Transplantationen
Hätten Sie mal 'nen Stuhl?
Mit fremdem Kot zur Heilung: Was den Gesunden schüttelt, kann für einige Patienten mit Darmleiden eine Chance sein. Wenn nur der Ekelfaktor nicht wäre... Eine Glosse.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Wenn man sich vom Nachbarn Milch borgen kann, wieso nicht auch mal einen Stuhl? Damit ist keine zusätzliche Sitzgelegenheit gemeint, sondern vielmehr das, was der Nachbar am stillen Örtchen produziert. Und es handelt sich auch weniger um eine Leihgabe als vielmehr um ein Geschenk.
Das Produkt des gesunden Spenders, das ansonsten in der Kanalisation verschwindet, kann für einen Menschen, der trotz vieler Therapien seit Jahren an rezidivierenden Clostridien-Infektionen leidet, von großem Wert sein.
Mittlerweile sind erste Erfolge durch Stuhltransplantation auch beim Reizdarm sowie bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn erkennbar. Um den Ekelfaktor in den Griff zu kriegen, hat man den Weg des aufbereiteten Stuhls über den Dünndarm weitgehend verlassen.
Offenbar funktioniert die Methode auch, wenn der Spenderstuhl in säureresistenten Kapseln geschluckt wird.
Meist erfolgt der Transfer aber koloskopisch in umgekehrter Richtung. Wie auch immer, einen Spender für diese Art der Transplantation zu finden erscheint weitaus einfacher als ein Spender-Herz oder eine Spender-Niere.
Steht kein geeignetes Familienmitglied zur Verfügung, lohnt sich die Nachfrage beim Nachbarn. Denn für den, der sich traut, ist Heilung in Sicht.
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