Helfer im Darm: Probiotische Bakterien

MÜNCHEN (eb). Einige Milchsäurebakterien können Entzündungen lindern und so Magen- und Darmbeschwerden vorbeugen. Warum das so ist, war bislang unbekannt.

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Forscher um Professor Dirk Haller von der TU München haben nun den biochemischen Mechanismus entschlüsselt, der hinter der Schutzwirkung der Bakterien steckt (Cell Host & Microbe 2012; 11: (4), 387-396).

In Versuchen mit Mäusen konnten die Forscher zeigen, dass Lactocepin - ein vom Milchsäurebakterium Lactobacillus paracasei produziertes Enzym - gezielt entzündungsfördernde Botenstoffe wie Chemokine, abbaut.

Diese werden als Teil der "normalen" Immunabwehr benötigt, um Abwehrzellen zu den Infektionsherden zu leiten. Bei chronischen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist der sonst so effektive Abwehrmechanismus gegen Erreger aber gestört.

Chemokine wie das IP-10 tragen dazu bei, dass das angegriffene Gewebe chronisch entzündet bleibt und nicht heilen kann.

Basis für CED-Therapien

"Lactocepin ist in der lebenmitteltechnologischen Forschung ein alter Bekannter", wird Haller, der den TUM-Lehrstuhl für Biofunktionalität der Lebensmittel innehat, in einer Mitteilung zitiert.

"Überraschend ist jedoch dessen biomedizinische Wirkung, also die Kraft mit der das Enzym ganz bestimmte Entzündungsbotenstoffe angreift und abbaut."

Auf der Grundlage dieses Wirkungsmechanismus lassen sich neue Ansätze für eine gezielte Prävention und Therapie von CED und sogar von Hautkrankheiten entwickeln, ist sich Haller sicher: "Der entzündungshemmende Effekt von Lactocepin ist lokal begrenzt, Nebenwirkungen sind bislang nicht bekannt."

Im nächsten Schritt plant Haller deshalb Studien, um eine pharmazeutische Anwendung des Enzyms zu prüfen. Und auch bei der "Herstellung" von Lactocepin durch die Milchsäurebakterien sind noch Fragen offen.

Manche Bakterienstämme wie Lactobacillus paracasei produzieren hochpotente Lactocepine, bei anderen Mikroorganismen steht der Nachweis der Wirksamkeit noch aus.

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