Heuschnupfen geht ins Auge

Eine allergische Rhinitis macht sich bei jedem zweiten Patienten auch an den Augen bemerkbar. Frauen sind einer aktuellen Befragung zufolge häufiger davon betroffen als Männer.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Mit den Pollen steigt die Zahl der Heuschnupfen-Patienten.

Mit den Pollen steigt die Zahl der Heuschnupfen-Patienten.

© godfer/fotolia.com

POITIERS. Juckreiz, Tränen und Rötung: Obwohl die okuläre Symptomatik der allergischen Rhinitis (AR) augenfällig ist und die Lebensqualität der Patienten trübt, wird sie von Ärzten gerne übersehen.

Nach einer Untersuchung aus Frankreich ist jeder zweite AR-Patient betroffen, aber nur bei einem von dreien werden die Beschwerden behandelt.

In einer repräsentativen Stichprobe von über 4000 erwachsenen Franzosen hatten 31,7 Prozent eine allergische Rhinitis. Auf Befragen berichteten 52 Prozent der AR-Patienten - Frauen häufiger als Männer -, dass ihre Erkrankung sich auch an den Augen bemerkbar mache (Int Arch Allergy Immunol 2012; 158: 411-417).

Bei über der Hälfte der Betroffenen (57,5 Prozent) bestand die Augensymptomatik sogar schon länger als fünf Jahre. Mehrheitlich traten die Beschwerden während der Pollensaison auf. 30,2 Prozent der Patienten hatten im letzten Jahr mehr als sechs Monate an okulären AR-Symptomen gelitten.

Augenbeschwerden vor allem wegen Pollen

Am stärksten belästigt fühlten sich die Patienten durch Juckreiz (51,1 Prozent) und Tränen der Augen (38,6 Prozent). Weitere häufig genannte Beschwerden waren Rötungen (6,6 Prozent) und Schwellungen (3,6 Prozent).

Für gut die Hälfte der Patienten (51,7 Prozent) waren die Augenprobleme sogar störender als die nasalen Symptome. Ausgelöst wurden die Augenbeschwerden nach Angaben der Patienten vor allem durch Pollen (51,3 Prozent), Hausstaub und Milben (34,8 Prozent) sowie durch Haustiere (12,2 Prozent).

38,8 Prozent der Patienten mit okulärer AR-Symptomatik empfanden sich dadurch mäßig bis stark in ihren täglichen Aktivitäten eingeschränkt. 47,8 Prozent der Patienten klagten über verzerrtes Sehen und 16,3 Prozent über Schlafstörungen.

Die Beeinträchtigungen erstreckten sich auch auf das Berufsleben: 25,8 Prozent arbeiteten weniger effektiv als sonst, und 12,9 Prozent waren mindestens einen Tag lang krankgeschrieben.

Nur bei 38,9 Prozent der Patienten waren die Augensymptome auch von einem Arzt diagnostiziert worden, größtenteils als (saisonale) allergische Konjunktivitis.

Von den Patienten, bei denen die Augenproblematik weiterverfolgt wurde, erhielten 61,9 Prozent eine medikamentöse Therapie. Insgesamt wurden die Symptome bei 35,4 Prozent der Patienten behandelt.

Augensymptome noch zu wenig beachtet

Dazu wurden fast ausschließlich Augentropfen mit Antihistaminika, seltener mit Cromoglycinsäure eingesetzt. Etwa 20 Prozent der Patienten waren nach den Ergebnissen der Befragung mit der Behandlung aber nur mäßig oder gar nicht zufrieden.

Die Daten belegen, so die Studienautoren, dass die Augensymptomatik der AR immer noch zu wenig beachtet und zu selten behandelt wird.

Sie fordern dazu auf, bei Patienten mit AR systematisch nach solchen Beschwerden zu suchen. Zur Anamneseerhebung müsse genauso wie die Frage nach nasalen Beschwerden auch die nach Augenproblemen gehören.

Eine mögliche Alternative zur Behandlung mit Antihistaminika oder Cromoglykat enthaltenden Augentropfen könnten Nasensprays mit Kortikosteroiden sein.

Den Autoren zufolge gibt es Hinweise auf positive Effekte am Auge, die aber in weiteren Studien noch genauer beleuchtet werden müssten.

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