Schilddrüse

Hochnormales TSH geht mit Infertilität einher

Arbeitet die Schilddrüse nicht, wie sie sollte, kann das die Fruchtbarkeit von Frauen beeinträchtigen. Folgt man den Resultaten einer US-Studie, wächst die Gefahr bereits bei TSH-Werten, die noch als normal gelten.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Blutabnahme. Bei unerklärlicher Infertilität kann sich ein Blick auf den TSH-Spiegel lohnen.

Blutabnahme. Bei unerklärlicher Infertilität kann sich ein Blick auf den TSH-Spiegel lohnen.

© Getty Images

BOSTON. Die Diagnose einer Infertilität setzt voraus, dass sich ein Paar ein Jahr lang vergeblich um eine Schwangerschaft bemüht hat – also zwölf Monate lang regelmäßig zu Zeiten der fruchtbaren Zyklustage Verkehr hatte, ohne dass die Frau schwanger geworden wäre. In 10–30 Prozent dieser Fälle lässt sich keine Ursache für das Konzeptionsversagen finden.

Eine Gruppe von Medizinern, angeführt von der Endokrinologin Tahereh Jokar von der Harvard Medical School in Boston, hat untersucht, welche Gründe sich hinter unerklärlicher Infertilität verbergen könnten. Speziell nahmen sie dabei die TSH- und Prolaktinspiegel von Frauen in den Fokus, die erfolglos versucht hatten, schwanger zu werden. Störungen der Schilddrüsenfunktion und Hyperprolaktinämie sind anerkannte Ursachen von Infertilität. Jokar und Kollegen wollten wissen, ob sich bereits dort Unterschiede ergeben, wo sich die Werte noch im Normalbereich befinden (J Clin Endocrinol Metab 2017, online 19. Dezember).

Dafür verglichen die Forscher zwei Gruppen von Frauen mit Infertilität. Bei 187 Frauen handelte es sich um nicht erklärbare Infertilität, bei 52 Frauen war die einzige Erklärung für die Unfruchtbarkeit eine Azoospermie oder schwere Oligozoospermie des Partners. TSH- und Prolaktinwerte lagen samt und sonders im Normbereich.

Die TSH-Bestimmung ergab, dass die Spiegel der Frauen mit unerklärlicher Infertilität zwar noch normal, aber signifikant höher waren als die TSH-Spiegel der Frauen in der Vergleichsgruppe. Die Werte lagen im Mittel bei 1,95 mIU/l gegenüber 1,66 mIU/l. Ein Abgleich nach Einflussfaktoren wie Alter, Body-Mass-Index und Raucherstatus änderte daran nichts. Zudem hatten rund doppelt so viele Frauen mit nicht erklärbarer Infertilität einen TSH-Spiegel von 2,5 mIU/l oder höher (26,9 gegenüber 13,5 Prozent). Keine Unterschiede waren bei den Prolaktinspiegeln festzustellen.

Jokar und Mitarbeiter halten es für möglich, dass die bei den TSH-Werten gefundenen Differenzen zu gering ausgefallen sind. Es könnten sich schließlich unter den Frauen der Vergleichsgruppe, deren Männer eine Azoo- beziehungsweise Oliogozoospermie aufwiesen, auch solche befunden haben, die selbst bei einem normalen Spermiogramm des Partners unfruchtbar geblieben wären. Sie hätten dann zur Kategorie "unerklärbare Infertilität" gezählt. Der mittlere TSH-Wert in der Vergleichsgruppe wäre dann vermutlich niedriger ausgefallen.

Der Verdacht liege nahe, dass bereits geringe Einschränkungen der Schilddrüsenfunktion zu sonst nicht erklärbarer Infertilität beitragen können, meinen Jokar und ihr Team. "Es erhebt sich daher die Frage, ob es ein erster Schritt in Richtung einer Therapie sein könnte, Frauen mit einem TSH-Wert ab 2,5 mIU/l mit Schilddrüsenhormonen zu versorgen."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: TSH-Werte – Befruchtende Normen

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