Im Internet geben Impfgegner den Ton an: Ärztlicher Rat ist gefragt
Ärzte sollten Eltern seriöse Internetseiten empfehlen, damit sie Impfgegnern nicht auf den Leim gehen.
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Objektiv? Bei Suchmaschinen stehen die wenigen Internetseiten von Impfgegnern oft ganz oben.
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ERFURT (dpa). Bei Impfdiskussionen im Internet dringen neutrale Sachinformationen von Fachleuten nach Forschungen der Universität Erfurt oftmals nur schwer durch. Grund seien Seiten von Impfgegnern, die die Diskussion stark beeinflussten, sagte die Psychologin Cornelia Betsch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
"Sie sind prominent platziert, sehr leicht zu finden und werden deshalb häufig angeklickt." Das wirke sich auch auf die Impfentscheidung aus, weil Impfrisiken stärker wahrgenommen würden als Gesundheitsrisiken bei Impfverzicht.
Betsch forscht an der Uni Erfurt zu Risikowahrnehmung und Risikokommunikation. Sie schätzt die Zahl impfkritischer Seiten im Netz als eher gering ein. Allerdings stünden diese bei der Suche mit Suchmaschinen oft vor neutralen Anbietern wie etwa der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Die Quellen seien häufig undurchsichtig, oft gebe es Einzelfallberichte über tatsächliche oder vermeintliche Schäden.
"Bebilderte und emotionalisierte Einzelfallberichte sind sehr konkret und persönlich angelegt", erläuterte Betsch: "Das ist bei Eltern, die vor einer Impfentscheidung stehen, hochwirksam." Die Universität Erfurt hatte in einer Studie 325 Teilnehmer jeweils mit einer neutralen und einer impfkritischen Internetseite konfrontiert und die Probanden dann nach ihrer Impfbereitschaft gefragt (Kinderärztl Prax 2010; 81: 282).
Wer dabei über fünf Monate hinweg ein höheres Impfrisiko wahrgenommen habe, hat nach Angaben der Psychologin auch weniger impfen lassen. Ärzte müssten daher selbst in die Offensive gehen und Patienten gute Internetseiten empfehlen.