Welt-Hepatitis-Tag

Immer mehr Hepatitis E-Diagnosen

Mit dem Motto "Hepatitis verhindern - Es liegt an Dir" wird heute, dem Welt-Hepatitis-Tag, auf Möglichkeiten der Prävention aufmerksam gemacht. Hepatitis E rückt dabei immer stärker in den Fokus.

Dr. Marlinde LehmannVon Dr. Marlinde Lehmann Veröffentlicht:
Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag.

Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag.

© Zerbor/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Infolge einer besseren Diagnostik und höherer Sensibilität der Ärzte wird die Diagnose "Hepatitis E" in Deutschland immer häufiger gestellt. Die Tendenz sei klar steigend, teilt das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin mit. 670 im Jahr 2014 gemeldete Fälle bedeuteten im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von mehr als 46 Prozent.

Epidemiologen gingen davon aus, dass schätzungsweise jeder sechste Bundesbürger bereits Kontakt mit dem Hepatitis-E-Virus (HEV) hatte, meldet die Deutsche Leberhilfe zum Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli.

HEV-Infektionen seien in westlichen Industrieländern deutlich häufiger für eine akute Hepatitis verantwortlich als Infektionen mit HAV oder HBV, schreibt auch Professor Thomas Berg vom Uniklinikum Leipzig in seinem Manuskript zum Gastro Update in Wiesbaden.

Tests bleiben häufig aus

Berg weist dabei auf eine Studie hin, in der bei 3462 Personen mit vermuteter akuter Virushepatitis Hepatitis E (25 von 409) über 31 Mal häufiger diagnostiziert worden war als Hepatitis A (6 von 3462)und 7 Mal häufiger als Hepatitis B (24 von 3462) (J Clin Virol 2014; 59: 184-187)).

"Die Studie zeigt, dass noch nicht regelmäßig bei Zeichen einer akuten Hepatitis auch auf eine HEV-Infektion getestet wird", resümiert Berg. Sein Appell: "Bei Verdacht auf eine akute Hepatitis sollte daher gleich initial, zusammen mit der Testung auf HBV, HCV und HAV, eine Untersuchung auf HEV erfolgen."

Das sieht auch die Deutsche Leberhilfe so: Sie plädiert aus Anlass des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli für eine Hepatitis-E-Diagnostik bei Symptomen mit Verdacht auf Hepatitis-E-Infektion, bei Leberschäden unklarer Ursache und bei erhöhten Leberwerten ungeklärter Ursache.

Hepatitis E verläuft meist ohne auffällige Symptome und heilt meist folgenlos von selbst aus. Aber: "Auch wenn das Immunsystem fast immer allein mit der Infektion fertig wird, ist das Virus nicht zu unterschätzen", so die Deutsche Leberhilfe. Es gibt drei Risikogruppen für einen komplikationsreichen Verlauf.

Komplikationen bis hin zum akuten Leberversagen durch Hepatitis E seien bei Schwangeren (in Indien) beobachtet worden, so die Deutsche Leberhilfe.

Schwere Verläufe möglich

Ist die Leber bereits durch andere Krankheiten angegriffen, kann die HEV-Infektion schwerer verlaufen. Bei Leberzirrhose besteht die Gefahr eines akuten Leberversagens.

Bei Immunschwäche (etwa HIV-Infektion) oder unter Immunsuppression kann die Infektion mit HEV chronisch werden.

Eine Therapieoption bei schweren oder chronischen Verläufen ist das - nicht bei Hepatitis E zugelassene - Ribavirin.

Eine HEV-Infektion kann in Deutschland - außer durch Hygienemaßnahmen wie Händewaschen - vor allem durch bewusstem Umgang mit rohem (Schweine-)Fleisch vermieden werden, der wohl häufigsten Quelle autochthoner HEV-Infektionen in Deutschland und auch in anderen europäischen Ländern.

Besonders Schwangere, chronisch Leberkranke und Patienten mit Immunschwäche sollten kein Schweinemett oder anderes ungekochtes Fleisch verzehren, rät die Deutsche Leberhilfe. Schweinefleisch sollte bei über 70 Grad gekocht oder durchgebraten werden.

Auch enger Kontakt mit lebenden Hausschweinen, Wildschweinen und Wildtieren sollte, wenn möglich, vermieden werden. Eine Impfung gegen Hepatitis E gibt es übrigens nicht - zumindest nicht in Europa. In China existiert zwar ein Impfstoff gegen Hepatitis E (Genotyp 1).

Unklar sei allerdings, ob dieser auch gegen den europäischen Typ des Virus schützt. In Europa sind hauptsächlich die Genotyen III und IV des HEV verbreitet, in Ländern mit subtropischem oder tropischem Klima zusätzlich die Genotypen I und II.

www.welthepatitistag.info ; Infos zu Hepatitis E beim RKI: www.rki.de

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