Corona-Impfkampagne
Impf-Sonderaktionen in vielen Bundesländern
Den Impfstoff zu den Menschen bringen: Mit Sonderaktionen auf allen Ebenen versuchen die Bundesländer die Impfbereitschaft zu steigern – teilweise sehr erfolgreich.
Veröffentlicht:Hamburg/Berlin/Stuttgart/Hannover. Impfen ohne Termin, Sonderaktionen in Stadtteilen oder für bestimmte Zielgruppen: An vielen Stellen in Deutschland versuchen Behörden, Ärzte und freiwillige Helfer, Menschen das Impfen möglichst leicht zu machen.
So haben sich am Samstag mehr als 2100 Menschen bei einer Sonderaktion im Hamburger Impfzentrum ohne Termin impfen lassen. Aufgrund der guten Resonanz prüft die Gesundheitsbehörde jetzt, ob die Aktion wiederholt werden kann, wie Behördensprecher Martin Helfrich mitteilte.
Das Angebot richtete sich an Menschen, die in der Arbeitswoche nur schwer einen Termin wahrnehmen können oder von Arztpraxen bislang nicht berücksichtigt worden sind.
Ende August soll Impfzentrum schließen
Helfrich betonte, dass alle am Samstag Geimpften einen Termin für die Zweitimpfung am 7. oder 14. August – je nach Impfstoff – bekommen hätten, der unbedingt eingehalten werden müsse. Verwendet wurde ausschließlich mRNA-Impfstoff der Hersteller BioNTech und Moderna. Die Behörde will das zentrale Impfzentrum in den Hamburger Messehallen Ende August schließen, die Kapazitäten aber bis dahin möglichst gut ausschöpfen.
Derzeit werden in Impfzentrum täglich noch rund 8000 Impfungen verabreicht. „Zum Ende hin werden wir aber eine geringere Auslastung mit vielleicht auch mal nur 2000 bis 3000 Impfungen pro Tag sehen“, sagte Behördensprecher Martin Helfrich. Dennoch werde der Betrieb bis zum 31. August voll aufrechterhalten. Mit Sonderaktionen wie dem terminlosen Impfen am Sonnabend wolle man die Quote verbessern. „Rund einen Monat vor der Schließung hat nun jeder die Möglichkeit, sich impfen zu lassen.“ Generell gelte: „Wer im Impfzentrum seine Erstimpfung bekommt, muss sich über die Zweitimpfung keine Sorgen machen.“ Auch diese würden noch dort verabreicht.
In den kommenden Tagen sollen deshalb die Intervalle zwischen Erst- und Zweitimpfung verkürzt werden. Beim mRNA-Impfstoff - ob von Moderna oder Biontech - müssen aber mindestens drei beziehungsweise vier Wochen zwischen den Terminen liegen, so dass die letzten Erstimpfungstermine für Moderna am 3. August und für BioNTech am 10. August vergeben werden. Nachgedacht werde auch über die Möglichkeit, Zweitimpfungstermine nach Schließung des Zentrums automatisch in Hamburger Krankenhäusern zu vereinbaren, sagte Helfrich. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht getroffen.
Grundsätzlich könne das Impfen nur nach Terminvergabe erfolgen, weil der Impfstoff aufgetaut und aufbereitet werden müsse, erklärte Helfrich. Die Zahl der benötigten Impfdosen müsse geplant werden, um zu verhindern, dass nicht genutzter Impfstoff vernichtet werden müsse.
Impf-Drive-in bei Ikea in Berlin
In Berlin hat derweil am Samstag der erste Drive-in für Corona-Impfungen zahlreiche Interessenten angelockt. Auf dem Parkplatz der Ikea-Filiale in der Landsberger Allee in Lichtenberg bildeten sich bereits am Vormittag Warteschlangen. Dort konnten sich laut Gesundheitsverwaltung alle auch ohne Termin impfen lassen. Das Interesse sei so groß, dass für Samstag bereits nicht mehr zur Impfung aufgerufen werde, sagte ein Sprecher. Gespritzt wurden rund 100 Dosen pro Stunde, für Samstag wurde mit rund 1000 Impfungen gerechnet. Zur Verfügung standen die Vakzine von Johnson & Johnson sowie Moderna.
Neben einer Spur für Autofahrer wurde für Fußgänger auch ein Walk-in eingerichtet. Zunächst ist das Angebot für sechs Wochen geplant - mit Option auf Verlängerung. Vor den Ikea-Filialen in Tempelhof und Spandau sind in den kommenden Wochen ähnliche Projekte geplant. Auch die Berliner Verkehrsbetriebe BVG bieten seit Samstag Impfungen an. Nach Terminbuchung über Doctolib sollen bis zum 27. Juli Impfungen mit Comirnaty® von BioNTech/Pfizer angeboten werden.
Da die Impfkampagne gegen Corona zuletzt etwas in Stocken geriet, will der Senat mehr kreative Angebote machen, um mehr Menschen zu erreichen. Dazu gehören auch kostenlose Impfungen mit mobilen Teams in den Kiezen wie am Freitag auf dem Hermannplatz in Neukölln.
Auch Baden-Württemberg plant Aktionen
Wegen der nachlassenden Impfbereitschaft und der Gefahr durch die Delta-Variante will auch das baden-württembergische Gesundheitsministerium Impfstoffe gezielter an die Menschen bringen. „Wir werden nichts unversucht lassen, um die Impfquote zu erhöhen“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Freitag anlässlich eines digitalen Impfgipfels in Stuttgart.
Impfungen ohne Termin und lokale Impfaktionen sollen das Problem lösen, wie aus einer gemeinsamen Erklärung des Landes, der Kommunen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sowie des Verbands der Betriebsärzte hervorgeht. Infoteams mit Sprachmittlern in Fußgängerzonen und eine landesweite Aktionswoche im Juli sollen die Impfquote im Südwesten weiter erhöhen.
In Baden-Württemberg gelten nach Angaben des Sozialministeriums 45 Prozent der Bevölkerung als vollständig geimpft (Stand Freitag). 58 Prozent haben bisher eine Impfung erhalten. In den vergangenen drei Wochen sei die Zahl der Erstimpfungen in den Impfzentren um 70 Prozent eingebrochen.
27.000 Impfdosen für Jugendliche reserviert
Rund 27.000 Comirnaty®-Impfdosen von BioNTech sind an diesem Sonntag für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren in niedersächsischen Impfzentren reserviert. Rund die Hälfte der 50 Zentren im Land nehmen an der Aktion teil. In einigen Regionen waren die Plätze innerhalb kürzester Zeit ausgebucht.
Deshalb hat das Gesundheitsministerium bereits eine Verlängerung des speziellen Angebots über diesen Sonntag hinaus angekündigt. Termine können Eltern ausschließlich telefonisch über die Hotline des Landes buchen. Kinder und Jugendliche aus Hannover können aber beispielsweise auch nach Celle oder Hildesheim ausweichen. Die örtliche Bindung an das jeweilige Impfzentrum ist bei der Aktion für Minderjährige aufgehoben. (dpa)