Masernschutz

Impflücken bei medizinischem Personal

Deutschland diskutiert angesichts der Masernwelle in Berlin eine Impfpflicht. Jetzt liefert eine Untersuchung neuen Zündstoff: Demnach klaffen große Impflücken ausgerechnet bei medizinischem Fachpersonal.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Gerade bei medizinischem Personal gibt es offenbar etliche Impflücken beim Masernschutz.

Gerade bei medizinischem Personal gibt es offenbar etliche Impflücken beim Masernschutz.

© photos.com

FRANKFURT/MAIN. In der Debatte um Impfraten und Impfpflicht zur Vermeidung von Masernausbrüchen werden bisher Menschen in medizinischen Berufen nicht berücksichtigt.

Praxen und Kliniken spielen aber eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Masern. Das gilt vor allem für Länder mit niedriger Infektionsrate wie Deutschland.

Medizinisch Beschäftigte haben nämlich im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein vielfach erhöhtes Ansteckungsrisiko und können die Erreger an Patienten weitergeben.

Impfschutz Voraussetzung für Beschäftigung

Nach Studiendaten werden 14 bis 45 Prozent der Masern nosokomial übertragen, berichten Forscher um Professor Sabine Wicker vom Betriebsärztlichen Dienst der Uniklinik in Frankfurt am Main (Dtsch med Wochenschr 2013; 138: 2421).

Alle medizinischen Beschäftigten sollten daher einen sicheren Masernschutz haben. Für Personal, das Patienten betreut, sollte der Nachweis des Impfschutzes Voraussetzung für die Beschäftigung sein, fordern die Arbeitsmediziner.

Sie haben nun in einer Studie belegt, dass dabei vieles im Argen liegt (Bundesgesundheitsbl 2015; 58: 182).

Die Forscher haben von 2003 bis 2013 von knapp 10.000 Mitarbeitern (davon etwa ein Drittel Studenten) Blutproben auf Masernantikörper untersucht.

Von den vor 1970 geborenen Mitarbeitern (für diese wird keine Impfung empfohlen) hatten etwa 96 Prozent eine ausreichende Masernimmunität.

Gefordert sind 95 Prozent

Von den nach 1970 geborenen Mitarbeitern hatten jedoch nur 83 Prozent eine Masernimmunität und damit deutlich weniger als die von der WHO zur Elimination geforderten 95 Prozent.

Die Masern-Schutzraten in der Klinik hatten sich dabei im Verlauf der Jahre nicht verbessert, so Wicker.

Eine Umfrage zu Masern unter 1421 Medizinstudenten an der Universität im Frühjahr 2014 zeigte weitere Defizite auf: Jeder Fünfte kannte seinen Impfstatus nicht, 70 Prozent wussten nicht, ob sie zwei Impfungen erhalten hatten.

Das WHO-Maserneliminationsziel war nur jedem Zweiten bekannt.

Übrigens: Um in der Bevölkerung die Impfquoten zu steigern, wird diskutiert, Pädiatern zu erlauben, auch Eltern zu impfen. Impfungen als fachfremde Leistungen werden in KVen verschieden gehandhabt.

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Kommentare
Anne C. Leber 04.03.201515:14 Uhr

Leserzuschrift von Dr. Josef Sliva

Das Ausbauen der Beratung erzeugt eine Monsterbürokratie und keine Mehrimpfungen. Es wird das gleiche Fiasko wie bei dem genialen Organspendergesetz.

Dr. Josef Sliva,
Wangen

Dr. Karlheinz Bayer 04.03.201507:29 Uhr

Bitte schön, mit was sollen sich Erwachsene impfen lassen?


Halten wir mal fest, daß der Marktführer MSD 2012 großsurig angekündigt hat, keinen Masern-Einzelimpfstoff in Deutschland mehr auf dem Markt bringen zu wollen.
Weil ich im Grenzgebiet Kehl-Strasbourg arbeite, kann ich in Frabnkreich noch den Impfstoff Rouvax bekommen. Der ist aber laut Beipack ausdrücklich nicht für Erwachsene geeignet.
Impflücken?
Impfstofflücken!
Und zwar in erster Linie aus marktpolitischen Gründen, weil die Firmen in der Tat ihre oft umstrittenen und nie wirklich sinnvollen Kombi-Impfstoffe verkaufen (verkaufen! sonst nichts) wollen.
Eine tatsächlich individuelle Imopfung ist heute in dem medizinischen Hi-Tech-Land Deutsachkand nicht mehr möglich.

Dr.Karlheinz Bayer, Bad Peterstal

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