Fatales Duo

Infektion und Stress könnten zu Schizophrenie führen

Das Zusammenspiel von mütterlicher Infektion und Stress in der Pubertät begünstigt offenbar die Entstehung von Schizophrenie, wie Versuche nahelegen.

Veröffentlicht:

ESSEN. Viren und Stress bilden eine fatale Kombination für Schizophrenie, haben Forscher herausgefunden.

Ihre Ergebnisse bestätigen, was man in der psychiatrischen Forschung schon seit längerer Zeit vermutet: dass nämlich Umwelteinflüsse das Auftreten von Schizophrenie fördern.

Wie das Universitätsklinikum Essen kürzlich mitgeteilt hat, hat nun internationale Forschergruppe unter wesentlicher Beteiligung von Mitarbeitern des Instituts für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen - Privatdozent Harald Engler, Dr. Andrea Engler und Professor Manfred Schedlowski - einen Durchbruch geschafft.

Virales Mimetikum genutzt

Die Wissenschaftler konnten zum ersten Mal im Tiermodell zeigen, dass eine Kombination von Infektion in der Schwangerschaft und Stress während der Pubertät eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Schizophrenie spielen könnte.

Für diesen Nachweis wurden Mäuse während der Trächtigkeit mit einem viralen Mimetikum behandelt, welches zu einer moderaten Aktivierung des mütterlichen Immunsystems führt.

Die Jungtiere dieser Mütter wurden dann zu Beginn ihrer Geschlechtsreife (Pubertät) einer Reihe unterschiedlicher Stressfaktoren ausgesetzt.

Auf diese Art und Weise behandelte Mäuse zeigten im Erwachsenenalter starke kognitive Defizite sowie neuromorphologische und neurochemische Veränderungen, wie sie auch bei Patienten mit Schizophrenie beobachtet werden.

Die Resultate dieser wissenschaftlichen Arbeit sind nach Angaben der Studienautoren für schwangere Frauen allerdings kein Grund zur Beunruhigung oder gar zur Panik. Viele werdende Mütter haben während ihrer Schwangerschaft auch Infektionen und jedes Kind hat Stress während der Pubertät.

Zeitfenster ist entscheidend

Es hängt vermutlich aber sehr stark vom ,richtigen‘ Zeitfenster ab, ob es tatsächlich auch zu einer Schizophrenie-Erkrankung kommt oder nicht. Auch genetische Faktoren, welche in der aktuellen Studie nicht betrachtet wurden, können dabei eine Rolle spielen.

Die Studie ist in der renommierten Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht worden (2013; 339: 1095-1099).

Rund ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland leidet an Schizophrenie. Vorgeburtliche Infektionen, aber auch psychischer Stress oder familiäre Vorbelastung wurden bisher immer wieder als mögliche Auslöser diskutiert. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EvidenzUpdate-Podcast

Hoffnung und Kollaps – wie Lecanemab uns herausfordert

Lesetipps
Ein sich auftürmender Geldstapel.

© Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

 Hausarzt Werner Kalbfleisch

© Südwest Presse / Verena Eisele

Ende eines jahrelangen Verfahrens vor den Prüfgremien

Hausarzt geht mit XXL-Regress in die Rente

Die Forschenden nahmen die langfristigen Auswirkungen der essenziellen Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan und Zink, sowie der nicht-essenziellen Metalle Arsen, Cadmium, Blei, Wolfram und Uran auf die kognitiven Funktionen in den Blick.

© Naeblys / Getty Images / iStock

Umweltbelastung

Metalle im Urin sind mit kognitivem Abbau assoziiert