Ständig triefende Nase

Jeder Zehnte hat chronischen Schnupfen

Chronischer Schnupfen ist keineswegs nur ein lästiges Übel: Er begünstigt viele andere Erkrankungen. Betroffen sind vor allem bestimmte Berufsgruppen.

Veröffentlicht:

BERLIN. Von Ärzten werde die Häufigkeit einer chronischen Rhinosinusitis (CRS) oft unterschätzt, heißt es in einer Mitteilung der Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC) anlässlich ihrer 86. Jahresversammlung.

Dabei seien mehr als zehn Prozent der Deutschen von einer dauerhaften Entzündung der Nasenschleimhaut betroffen. Und die CRS ist keine Bagatelle. "Patienten mit einer chronischen Rhinosinusitis erkranken deutlich häufiger an Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale und COPD.

Nach internationalen Daten haben sie aber auch ein erhöhtes Risiko, an Schlaganfall, Übergewicht oder einer Depression zu erkranken", berichtet Privatdozent Achim G. Beule, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie der Universitätsmedizin Greifswald in einer Mitteilung der DGHNO KHC.

Mehr als 50.000 Eingriffe

Besonders gefährdet scheinen bestimmte Berufsgruppen zu sein, etwa Feuerwehrleute und Flugbegleiter. Häufig lässt sich der CRS durch eine konservative Therapie abhelfen. Andernfalls kann eine Operation der Nasennebenhöhlen die Beschwerden lindern.

Mehr als 50.000 solcher Eingriffe wurden laut Daten der DGHNO KHC allein im Jahr 2009 in Deutschland vorgenommen.

Die CRS erhalte international deutlich mehr Aufmerksamkeit als in Deutschland, so Beule. Für die USA, in denen etwa zwölf Prozent der Bevölkerung daran leiden, wurden die direkten Kosten der chronischen Rhinosinusitis bereits 1996 auf 4,5 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Dabei erfolgen dort mehr als zehn Millionen Arztkontakte pro Jahr nur aufgrund dieser Erkrankung. In Asien steigt nach neueren Untersuchungen die Häufigkeit der chronischen Sinusitis.

Verbreitung der CRS unterschätzt

Auch wenn diese Entwicklungen teilweise durch eine verbesserte Untersuchungstechnik erklärbar seien, sollten sie Anlass sein, sich in Deutschland wissenschaftlich mehr mit der CRS zu beschäftigen, meint Beule.

Im Rahmen einer großen europäischen Untersuchung berichteten in der Region Duisburg 14,1 Prozent und in Brandenburg 6,9 Prozent der Befragten über Beschwerden, die als typisch für eine CRS gelten. Bei Befragung der Ärzte wurde die Verbreitung der CRS deutlich unterschätzt.

Für die unterschiedliche Verteilung hat der Experte zwei Erklärungen: "Die Ursachen für die unterschiedliche Häufigkeit der Erkrankung können sowohl in der industriellen Ausrichtung in der Region des Niederrheins und Ruhrgebietes liegen wie auch in günstigen Nachwirkungen der deutschen Teilung." (eb)

Mehr zum Thema

Akute Otitis media – Behandlungsoptionen in der Praxis

Leitlinienbasierte Therapie für schnelle Symptomverbesserung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Homöopathisches Laboratorium Alexander Pflüger GmbH & Co. KG, Rheda-Wiedenbrück

Stärkere Degeneration der Tau-Neurofibrillen

Morbus Parkinson: Intervention bei Hörverlust senkt Risiko

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll

Lesetipps
Eine Frau mit diversen Erkrankungen

© Sebastian / stock.adobe.com / generated AI

Diagnose-Prävalenzen

Wo Autoimmunerkrankungen besonders häufig auftreten

Verpackung des Wirkstoffs Tirzepatid (Mounjaro) mit Aufziehspritze daneben

© Olaf Kunz / stock.adobe.com

SUMMIT-Studie

Tirzepatid auch erfolgreich bei Herzinsuffizienz-Therapie

Physician Assistants und NÄPAs können Hausärzte stark entlasten.

© amedeoemaja / stock.adobe.com

NÄPAS und Physician Assistants

Drei Ärzte, 10.000 Patienten: Delegation macht es möglich