DDG kritisiert RKI

„Jeder siebte Klinik-Patient hat Diabetes“

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft hat einen Bericht des Robert Koch-Instituts zur stationären Diabetesversorgung kritisiert. Ihr Vorwurf: Es entstehe ein falsches Bild des Versorgungsbedarfs.

Veröffentlicht: | aktualisiert:
Klinikpatienten mit Nebendiagnose Diabetes fehlen im RKI-Bericht, kritisiert die  Deutsche Diabetes Gesellschaft.

Klinikpatienten mit Nebendiagnose Diabetes fehlen im RKI-Bericht, kritisiert die Deutsche Diabetes Gesellschaft.

© NemanjaZs / Getty Images / Thinkstock

Berlin. Das Robert Koch-Institut bildet in seinem Bericht zur „Nationalen Diabetes Surveillance“ die Zahlen zur stationären Diabetesversorgung nur unzureichend ab, kritisiert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in einer Mitteilung.

Weil die vielen Patienten mit der Nebendiagnose Diabetes nicht berücksichtigt werden, entstehe ein falsches Bild des diabetologischen Versorgungsbedarfs in Kliniken.

Das Robert Koch-Institut räumt diese Datenlücke ein und sieht darin eine „wichtige ergänzende Aufgabe für die Versorgungsforschung“. Für Betroffene sei zudem eine gute fachspezifische Versorgung in Kliniken nötig, betont auch das Institut.

Der RKI-Bericht basiert unter anderen auf Abrechnungs- und Versorgungsdaten der Krankenkassen. Gemäß der OECD-Maßgaben würden dabei nur stationäre Patienten mit Hauptdiagnose Diabetes einbezogen.

Nicht berücksichtigt würden solche, die wegen einer anderen Diagnose eingeliefert werden und deren Diabetes im Fallpauschalensystem (DRG) nur als Nebendiagnose eingestuft wird. Deshalb suggeriere der Bericht einen leichten Rückgang der Krankenhausfälle mit Diabetes seit 1998, so die DDG.

Diabetes nur selten als Hauptdiagnose in Kliniken kodiert

Das Gegenteil sei der Fall: Etwa jeder siebte Patient im Krankenhaus hat Diabetes, hat eine Analyse des Forschungsinstituts WiG2 im DDG-Auftrag ergeben (Int J Clin Pract. 2018; 72:e13273).

Auf internistischen Stationen ist es nach der Studie sogar jeder zweite. Die DDG vermutet, dass Diabetes nur selten als Hauptdiagnose in Kliniken kodiert werde, da andere Diagnosen und Behandlungen größeren finanziellen Nutzen brächten.

Zudem kommen besonders ältere Diabetespatienten mit Folge- und Begleiterkrankungen von Diabetes in Krankenhaus, etwa mit Hypertonie, Nieren- oder Herzkreislaufleiden.

Auch in dem RKI-Bericht wird darauf hingewiesen, dass fast die Hälfte aller Diabetespatienten ab 65 Jahren zum Beispiel zusätzlich an einer Herzkreislauferkrankung leidet. Auch in diesen Fällen wird der Diabetes meist nicht als Hauptdiagnose bewertet.

Im stationären Bereich gebe es bereits eine starke diabetologische Unterversorgung, warnt die DDG. Die Politik müsse jetzt die Weichen zugunsten einer bedarfsgerechten Versorgung stellen. (eb/eis)

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Kommentare
Dr. Schätzler 05.12.201908:09 Uhr

Dass es in stationären Bereichen derzeit bereits eine starke diabetologische Unterversorgung gibt, diese Feststellung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) kann ich in meiner Haus- und Familien-Arztpraxis mit sehr hohem Diabetiker-Anteil nur bestätigen.

Bei meinen Patientinnen und Patienten mit Haupt- oder Nebendiagnose Typ-2 Diabetes mellitus und auch bei Typ-1 wird in Kliniken der Maximalversorgung oft nicht mal ein HbA1c-Wert bestimmt: Insbesondere, je weiter die klinischen Fachrichtungen sich von den allgemein internistischen Versorgungsebenen entfernt haben, z.B. Chirurgie, Unfall- und HTG-Chirurgie, Urologie, Gynäkologie, Dermatologie, Neurologie, Psychiatrie...

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z.Zt. St. Moritz/CH)

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