Interview
Jobs Tumor war nicht hochaggressiv - aber dennoch tödlich
Der einstige Apple-Chef Steve Jobs ist tot. Er starb am Mittwoch an den Folgen eines neuroendokrinen Pankreastumors, der 2004 diagnostiziert worden war. Die Überlebenszeit von sieben Jahren liegt dabei im normalen Bereich, erklärt Professor Jens Werner vom Pankreaszentrum in Heidelberg im Interview mit Springer Medizin.
Veröffentlicht:Springer Medizin: Wie bewerten Sie die Krankengeschichte von Steve Jobs?
Werner: Jobs hatte offensichtlich einen malignen neuroendokrinen Pankreastumor. Die Tatsache, dass er sich zunächst einer Pankreasresektion und später dann einer Lebertransplantation unterzogen hat, lässt nur diesen Schluss zu.
Springer Medizin: Wie unterscheiden sich neuroendokrine Pankreastumoren von exokrinen Pankreastumoren?
Werner: Neuroendokrine Pankreastumoren sind seltener als die normalen exokrinen Pankreaskarzinome. Meistens sind sie nicht hormonaktiv und werden häufig als Zufallsbefund diagnostiziert. Sie zeigen in der Regel ein weniger aggressives Verhalten als exokrine Pankreaskarzinome, so dass es im Gegensatz zu den exokrinen Karzinomen sinnvoll sein kann, auch vorhandene Lebermetastasen zu resezieren oder sogar eine Lebertransplantation durchzuführen.
Springer Medizin: Jobs hat den Tumor sieben Jahre überlebt. Liegt das daran, dass er als Prominenter besonders gut behandelt wurde?
Prof. Jens Werner
Aktuelle Position: Leiter Sektion Pankreaschirurgie am Europäischen Pankreaszentrum Heidelberg.
Karriere: Medizinstudium in Heidelberg, UK und USA, Forschungen am General Hospital in Boston.
Werner: Der neuroendokrine Tumor war offenbar nicht sehr aggressiv -dafür spricht auch, dass eine Lebertransplantation durchgeführt wurde. Unter diesen Umständen liegen sieben Jahre durchaus im normalen Bereich. Auch weniger prominente Patienten würden eine neue Leber erhalten.
Das haben wir auch in Heidelberg schon gemacht. Voraussetzungen sind, dass der Primarius aus dem Pankreas entfernt wurde, außerhalb der Leber keine weiteren Manifestationen des Tumors vorliegen, der Tumor selbst nicht hoch maligne war und einige Zeit nach Resektion des Primarius keine Rezidive aufgetreten sind.
Die Therapie sollte interdisziplinär erfolgen, da viele nicht-chirurgische Behandlungsoptionen wie Hormontherapie und Nuklearmedizin etabliert sind.
Das Interview führte Beate Schumacher
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