Sportverletzungen
Jungs und Mädchen gleich gefährdet
Jungs sind wilder und damit verletzungsgefährdeter beim Sport - soweit das Vorurteil. Eine Studie der Universität Heidelberg scheint es zu widerlegen. Bei gleicher Aktivität zeigen sich keine Unterschiede zu den Mädchen - mit zwei Ausnahmen.
Veröffentlicht:MANNHEIM. Etwa jeder zwölfte Jugendliche erleidet im Laufe eines Jahres eine Sportverletzung.
Zu diesem Ergebnis kommt eine deutsche Studie, die zudem weder bei der Verletzungshäufigkeit noch bei den Verletzungsmustern signifikante Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen feststellen konnte.
Mit zwei Ausnahmen: Bei den Knochenbrüchen liegen die Jungs vorn, bei Reitunfällen bestimmen die Mädchen die Unfallstatistik.
Studie mit knapp 18.000 Kindern
30 bis 40 Prozent aller Verletzungen ziehen sich Jugendliche beim Sport zu. Um die Gefährdung auszuloten, die von verschiedenen Aktivitäten ausgeht, haben Sven Schneider und Kollegen vom Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin der Universität Heidelberg Daten des "German Health Interview and Examination Survey for Children and Adolescents" (KiGGS-Studie) ausgewertet (Journal of Paediatrics and Child Health 2012; online 25. September).
Hier waren 17.641 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren aus 167 Städten und Gemeinden unter anderem zu ihrer Sportlichkeit und deren Folgen befragt worden.
Rund 8 Prozent der Jugendlichen berichteten über eine Sportverletzung in den vergangenen zwölf Monaten. Ursache war meist ein Zusammenstoß (37,4 Prozent) oder ein Sturz.
Die meisten Stürze ereigneten sich in der Ebene, zum Beispiel auf dem Sportplatz (30,4 Prozent), 22,9 Prozent der Jugendlichen fielen irgendwo herunter.
Schwimmunfälle ereigneten sich selten (3,2 Prozent) und auch Unfälle auf der Straße, etwa beim Radfahren oder Joggen bildeten mit 2,2 Prozent eine relativ kleine Gruppe.
Jungen treiben häufiger Sport als Mädchen
Betroffen waren insgesamt mehr männliche Jugendliche, da Jungs insgesamt mehr Sport treiben als Mädchen. Nachdem allerdings die Trainingsfrequenz in die Analyse einbezogen wurde, verschwanden die Unterschiede bei der Unfallhäufigkeit zwischen den Geschlechtern.
Lediglich beim Tiersport traten typische geschlechtsspezifische Vorlieben zutage. Während kein einziger Junge vom Pferd gefallen war, hatten elf Mädchen einen Reitunfall.
Häufigste Diagnosen waren zu rund 60 Prozent Prellungen, Dislokationen, Verstauchungen und Überdehnungen, gefolgt von Frakturen (Jungen 30 Prozent, Mädchen 20 Prozent).
Bei 13 Prozent der Jugendlichen kam es zu Quetschungen oder es mussten Wunden versorgt werden, 6 Prozent trugen eine Kopfverletzung und 2 Prozent innere Verletzungen davon. 88 Prozent dieser Verletzungen konnten ambulant behandelt werden.
Fazit der Autoren: Mit einem Verletzungsrisiko von 8 Prozent liegt Deutschland an der Spitze. Die Spanne reicht in den Industrieländern von 1 bis 10 Prozent.
Allerdings könnte die hohe Rate hierzulande auch auf der repräsentativen, populationsbasierten Datenerhebung beruhen.
Quelle: www.springermedizin.de