Masern
Kampagne für den Pieks
Von wegen Kinderkrankheit: Fast jeder fünfte Masern-Erkrankte ist über 20 Jahre alt. Das Problem: Viele nehmen die Erkrankung auf die leichte Schulter und lassen sich nicht impfen. Das will das BZgA mit einer neuen Kampagne jetzt ändern.
Veröffentlicht:BERLIN. 2011 meldeten sich die Masern mit Macht in Europa zurück. Rund 32.000 Fälle zählte die für Europa zuständige Sektion der Weltgesundheitsorganisation.
Deutschland zählte mit 1607 Fällen zu den am schlimmsten betroffenen Ländern, hinter Frankreich, Italien, Rumänien und Spanien.
Peinlich für Europa: Bis 2010 wollte man die Masern zwischen Portugal und Russland eigentlich ausgerottet haben. Im Juni musste Deutschland musste eingestehen, das Ziel auch bis 2015 nicht zu erreichen.
Die Masern lassen sich kaum noch als Kinderkrankheit beschreiben. Mehr als 500 der in Deutschland Erkrankten waren zwischen zehn und 19 Jahre alt, noch einmal mehr als 300 zwischen 20 und 39 Jahre alt. Diese Zahlen nennt das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin.
Besonders häufig traten die Masern nach RKI-Angaben in Schulen mit anthroposophischer Ausrichtung, Asylbewerberheimen und Krankenhäusern auf. Tropenmediziner berichten, dass die Krankheit oft auch von Fernreisenden nach Deutschland mitgebracht werde.
Neue Kampagne "Deutschland sucht den Impfpass"
Am Freitag hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die Kampagne "Deutschland sucht den Impfpass" gestartet. Sie wendet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch an Eltern mit kleinen Kindern. In dieser Gruppe bestehen breite Impflücken.
Mehr als 80 Prozent der nach 1970 geborenen Menschen in Deutschland wissen nicht, dass das Robert-Koch-Institut 2010 eine Impfempfehlung für sie ausgesprochen hat.
Viele Jugendliche und junge Erwachsene wissen nicht, wo ihr Impfpass liegt, in dem sie nachschauen könnten, ob sie überhaupt gegen Masern geimpft worden sind.
Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen auch, dass die Menschen die Bedeutung von Impfungen sehr unterschiedlich einschätzen. 96 Prozent halten die Impfung gegen Wundstarrkrampf für wichtig. Eine Impfung gegen Masern nehmen dagegen nur 67 Prozent ernst.
Außerdem halten rund 24 Prozent in dieser Altersgruppe Masern für nicht allzu schlimm. Dies geht aus einer aktuellen und repräsentativen Umfrage der BZgA hervor.
Hohe Impfraten erforderlich
"Angesichts der Zunahme von Masernfällen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist es wichtig, die Aufmerksamkeit für das Thema Impfschutz zu erhöhen", sagte BZgA-Chefin Professor Elisabeth Pott am Freitag bei der Vorstellung der Kampagne in Berlin.
Höhere Impfraten seien entscheidend, um Masernausbrüche zu verhindern.
Kinder in von den Kommunen getragenen Tagesstätten sollten Schutzimpfungen wie die gegen Masern nachweisen müssen.
Nur so seien Ausbrüche in solchen Gemeinschaftseinrichtungen zu vermeiden, empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kleiner Schritt zum Masernschutz