Bisphenol A

Kassenbons nur noch mit Handschuhen anfassen?

Gefährliche Kassenzettel mit Bisphenol A? Die Chemikalie gerät zunehmend in die Kritik. Auch in Thermopapier ist sie enthalten. US-Forscher könnten nun eine Lösung gefunden haben: Handschuhe.

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Ticket de caisse à la française: Auch Europa macht sich Gedanken über Bisphenol A.

Ticket de caisse à la française: Auch Europa macht sich Gedanken über Bisphenol A.

© Quentin Salinier / Sud Ouest / Photopqr / dpa

CINCINNATI. Geht es nach US-amerikanischen Forschern, könnten Menschen hinter Supermarktkassen bald mit Einmalhandschuhen ausgestattet werden. Denn Nitrilhandschuhe könnten womöglich deutlich die Aufnahme von Bisphenol A (BPA) im Körper reduzieren.

Die Chemikalie BPA wird nicht nur für Kunststoffverpackungen, Trinkflaschen und Lebensmittelbehälter verwendet, sondern auch zur Beschichtung von Thermopapier - und dessen typischer Einsatzort sind Bonrollen in Kassierkassen.

Bisphenol A steht schon seit längerer Zeit in Verdacht, womöglich gesundheitlich schädigende Wirkungen zu haben. Beweise konnten Wissenschaftler bislang nicht vorlegen, jedoch eine Menge Indizien. Und so ist in den letzten Jahren der Druck auf BPA gewachsen.

Bereits 2011 wurde in der Europäischen Union BPA in Babytrinkfläschchen verboten. Zuletzt hatte sich Anfang des Jahres die europäische Lebensmittelbehörde EFSA für deutlich niedrigere Grenzwerte ausgesprochen. In einer neuen Risikobewertung fanden die "Lebensmittelwächter" aus dem italienischen Parma einen "wahrscheinlichen Zusammenhang" von diversen körperlichen Beeinträchtigungen mit BPA.

Nun haben US-Forscher um die Ärztin Dr. Shelley Ehrlich von der Universität in Cincinnati 24 Studenten freiwillig Kassenbons aus Thermopapier benutzen und anschließend Urinproben abgeben lassen. Zweimal mussten die Probanden das machen, einmal mit nackten Händen und einmal mit Nitrilhandschuhen (JAMA 2014; 311(8): 859-860).

Der Unterschied war eindeutig: Während nach zwei Stunden "Kassenbon-Fummeln" ohne Handschuhe die BPA-Werte im Urin deutlich nach oben schnellten, blieben sie mit Handschuhen im unteren Niveau.

Vor der ersten Simulation (ohne Handschutz) lagen die über das spezifische Uringewicht korrigierten BPA-Werte im Mittel bei 1,8 µg pro Liter Urin. Vier Stunden nach der zweistündigen Kassenbon-Probe stieg die Konzentration auf im Mittel 5,8 µg/l.

Von zwölf Studenten konnten die Forscher zudem noch drei spätere Proben nehmen - acht, zwölf und 24 Stunden nach dem Test. Auch hier waren die BPA-Level noch deutlich erhöht, mit 11,1, 10,5 und 4,7 µg BPA je Liter Urin.

Völlig anders war es bei der Kassenbon-Berührungs-Simulation mit Nitrilhandschuhen. Hier blieb die gemittelte BPA-Konzentration im Urin unter 2 µg/l auch nach der zweistündigen Kassenzettelprobe.

Unklar ist den Forschern allerdings, welche klinischen Implikationen ihr Versuch nach sich zieht. Denn auch sie wissen um die fehlende Evidenz möglicher Schäden oder Nicht-Schäden durch eine BPA-Exposition. Wenn jedoch irgendwann einmal ein direkter Dosis-Wirkungsbezug zwischen körperlichen Schäden und BPA hergestellt werden kann, könnte die Pilotstudie von Ehrlich und ihren Kollegen zumindest ein weiterer Puzzlestein für Risikobewertungen sein.

Immerhin sind Kassierinnen und Kassierer täglich stundenlang Kassenzetteln aus Thermopapier ausgesetzt. Ihr Risiko für eine erhöhte BPA-Aufnahme liegt also nahe. Und somit gibt schon die neue EFSA-Forderung zu denken, den Grenzwert für Bisphenol A auf 5 µg je Kilogramm Körpergewicht abzusenken. (nös)

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