Rhinitische Beschwerden
Koksnasen oft schwer zu erkennen
Verständlich, aber wenig hilfreich: Viele wollen ihren Kokainkonsum nicht zugeben, wenn sie mit einer geschädigten Nase beim HNO-Spezialisten erscheinen. Eine Studie fand einen Konsum der Droge bei über einem Drittel mit typischen Nasenschäden.
Veröffentlicht:Ottawa. Eine Behandlung von Patienten mit Koksnasen nützt reichlich wenig, wenn die Drogenkonsumenten ihren Kokainkonsum fortsetzen. Gerade bei drogenbedingten Perforationen der Nasenscheidewände ist es vor einer Rekonstruktion wichtig, dass die Patienten clean sind. Viele weisen jedoch erst gar nicht auf ihren Drogenkonsum hin.
In einer Analyse britischer Klinikdaten ließ sich bei mehr als einem Drittel der Patienten mit kokaintypischen Schäden, die behauptet hatten, kein Kokain zu konsumieren, der Drogenkonsum über Urin- und Blutproben nachweisen. Die Dunkelziffer dürfte allerdings noch weitaus höher sein, da sich die Droge nur über eine relativ kurze Zeit im Blut und Urin detektieren lässt, berichten HNO-Ärzte um Dr. Lisa Caulley von der Klinik in Ottawa in Kanada (Clin Otolaryngol 2020; online 3. April).
Ihre Analyse beruht auf Auswertungen der Krankenakten der Klinik Guy’s and St. Thomas‘ in London. Berücksichtigt wurden Patienten, die zwischen 2017 und 2019 die Rhinologie der Klinik aufgrund rhinitischer Beschwerden aufsuchten, Zeichen einer Kokain-induzierten Rhinitis aufwiesen, einen Kokainkonsum in den vergangenen zwölf Monaten abstritten, jedoch einer Routine-Blut- und Urinkontrolle auf Drogen zustimmten.
Verkrustungen und Vernarbungen als Hinweis
Einen Verdacht auf Kokain-induzierte Schäden hegten die Experten etwa, wenn die Rhinoskopie oder nasale Endoskopie eine übermäßige Verkrustung oder Vernarbung, eine Septumperforation oder einen anderen destruktiven Prozess nachwies. Patienten mit bekannter Ursache und solche, die ihren Kokainkonsum zugaben, wurden nicht berücksichtigt.
Übrig blieben 27 Personen, die sich einem Drogentest unterzogen, zehn von ihnen (37 Prozent) wurden positiv auf Kokain getestet, sechs waren Männer, das Durchschnittsalter betrug knapp 38 Jahre.
Zehn Prozent aller Briten haben schon mal Koks geschnupft
Wie die Ärzte um Caulley berichten, ist eine Kokain-induzierte Rhinitis für HNO-Ärzte in manchen Städten kein seltener Befund. Sie verweisen auf Daten, wonach mehr als zehn Prozent aller Briten schon einmal Koks geschnupft haben, knapp vier Prozent aller Männer und zwei Prozent aller Frauen innerhalb der vergangenen zwölf Monate.
Die nasalen Schäden durch Kokain reichten von einer Reizung der sinunasalen Mukosa bis zur progressiven Destruktion von nasalem und pharyngealem Gewebe. Die Symptome seien oft unspezifisch mit verstopfter oder permanent laufender Nase, viele Patienten präsentierten das Bild einer Vaskulitis mit granulomatöser Polyangiitis, zudem ließen sich oft anti-neutrophile zytoplasmatische Antikörper (ANCAs) nachweisen.
Kokainkonsum nur relativ kurz im Urin nachweisbar
Ohne Drogentests lasse sich die Ursache der Schäden nur schwer nachweisen. Allerdings sollten sich Ärzte auf solche Tests nicht unbedingt verlassen, so sei der Kokainkonsum höchstens für 72 Stunden per Urin nachweisbar, bei wiederholtem Konsum großer Mengen bis zu acht Tage.
Die HNO-Experten um Caulley gehen daher davon aus, dass die Tests in ihrer Analyse längst nicht alle Kokainkonsumenten überführt hatten. Bei einigen der Patienten lag aber tatsächlich eine Vaskulitis vor – sie hatten bereits Immunsuppressiva erhalten. Hinweise auf einen Kokaingebrauch liefern mitunter Fragen zum Freizeitverhalten: Unter regelmäßigen Bar- und Kneipengängern ist die Droge besonders verbreitet.
Um andere Ursachen der nasalen Schäden auszuschließen, wird eine Laboruntersuchung mit komplettem Blutbild, Entzündungsmarkern, Autoantikörpern, Leber-, Kreatinin- und Harnstoffwerten empfohlen.
Bei Kokainkonsumenten steht der Entzug an erster Stelle, ohne diesen sollten keine chirurgischen Eingriffe erfolgen, allein schon aufgrund der schlechten Wundheilung bei fortgesetztem Konsum. Zur Linderung der Rhinitis können salzhaltige Nasensprays sowie Cremes mit Chlorhexidin und Neomycin beitragen, berichten die Ärzte.