G20-Gesundheitsgipfel
Kritik – Auf der Agenda fehlen wichtige Themen
Beim Treffen der Gesundheitsminister aus 20 Ländern stehen vorrangig Infektionen auf der Agenda. In Anbetracht der Todesfälle, dürften aber Themen wie Diabetes und Adipositas nicht fehlen, kritisiert die Organisation DANK.
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Präventionsstrategien gefragt: Nichtübertragbare Krankheiten wie Herzkreislauf-Erkrankungen und Diabetes sind inzwischen weltweit Todesursache Nummer eins.
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BERLIN. Wenn sich ab morgen erstmals die Gesundheitsminister der zwanzig führenden Industrie- und Schwellenländer in Berlin zu einem Gesundheitsgipfel treffen, sollen die Schwerpunkte der Konferenz die Verbesserung des Krisenmanagements bei infektiösen Krankheitsausbrüchen und der Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen sein.
Allerdings, so die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), stünden die wichtigsten Krankheiten, die weltweit auch die meisten vorzeitigen Todesopfer forderten, nicht auf der Tagesordnung. DANK ist ein Zusammenschluss von zwanzig medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen. Ihre Forderung an die Bundesregierung lautet daher, die Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten wie Herz-Kreislaufleiden, Krebs, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen (COPD) mit auf die Agenda zu setzen. Grundsätzlich sei jedoch die Initiative der Bundesregierung zu begrüßen, Gesundheit zu einem G20-Thema zu machen, heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation.
"Das Gesundheitswesen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu stärken, um künftige Epidemien besser zu bewältigen, ist zweifellos ein wichtiges Anliegen", so Dr. Dietrich Garlichs, Sprecher von DANK in der Pressemitteilung. Gleiches gelte für die Eindämmung von Antibiotika-Resistenzen. "Dennoch darf die Politik nicht aus den Augen verlieren, dass nichtübertragbare Krankheiten inzwischen weltweit Todesursache Nummer eins sind, mit großem Abstand vor den traditionellen Infektionskrankheiten oder Infektionen durch multiresistente Keime", betont Garlichs.
Prävention von Fehlernährung sollte im Fokus stehen
So sei die Verringerung der vorzeitigen Sterblichkeit infolge von nichtübertragbaren Krankheiten auch Bestandteil der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Und die dramatische Entwicklung in diesem Bereich sei der Bundesregierung ebenfalls bekannt. Ein entsprechender Hinweis finde sich z. B. in einem Konzept der Bundesregierung zu "Globale Gesundheitspolitik gestalten – gemeinsam handeln – Verantwortung wahrnehmen". Als wichtigste Risikofaktoren für nichtübertragbare chronische Krankheiten würden darin Fehlernährung, mangelnde körperliche Aktivität, Tabak- und exzessiver Alkoholkonsum genannt. Ihre Prävention müsse daher im Mittelpunkt stehen.
Hier sollte die Bundesregierung jetzt beim G20-Gesundheitsministertreffen ansetzen, fordert DANK. Professor Dr. Manfred James Müller, Vorstandssprecher des Kompetenznetz Adipositas und Vertreter der Deutschen Adipositasgesellschaft ergänzt dazu: "Es ist höchste Zeit, auf internationaler Ebene effektive Strategien zu entwerfen." Geeignete Präventionsmaßnahmen seien eine Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer, die Einführung einer Zucker-Fett-Salzsteuer und eine tägliche Stunde Bewegung oder Sport in Kita und Schule. (run)