Leitartikel
Luftqualität braucht mehr Aufmerksamkeit
Die Qualität der eingeatmeten Luft kann sich kaum jemand aussuchen, aber sie beeinflusst in Europa die Gesundheit von Millionen Menschen. Trotzdem kommt eine Diskussion um die Eindämmung von Luftverschmutzung nicht richtig in Gang.
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Die Ballungsräume weltweit werden immer mehr mit Luftschadstoffen belastet.
© imago / Milestone Media
Etwa zwölf Mal pro Minute atmet ein Erwachsener ein und aus, etwa zwanzig Mal ein Schulkind und etwa fünfzig Mal ein Neugeborenes.
Trotz der Fortschritte in den vergangen zwanzig Jahren ist vieles in der Luft enthalten, was Mensch und Umwelt nicht gut tut: Stickoxide, Schwefeldioxid, Ozon, feine und ultrafeine Stäube aus verschiedenen Quellen, die teilweise tief in die Atemwege oder ins Blut gelangen.
Dass wir seit Januar 2013 das "Jahr der Luft" schreiben, ausgerufen vom EU-Kommissar für Umwelt Janez Potocnik, hat in der Öffentlichkeit kaum jemand mitbekommen.
Im Herbst soll eine überarbeitete EU-Strategie für eine verbesserte Luftqualität verkündet werden, hieß es zuletzt Anfang Juni bei der "Grünen Woche" in Brüssel.
Das sollte eigentlich ein wichtiges öffentliches Diskussionsthema sein. Statt dessen wird jetzt der geplante Infotag "Feinstäube: Sind Umweltzonen genug?" der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie in Frankfurt am Main wegen mangelnden Interesses abgesagt.
Luftverschmutzungen bedeutend für Krankheitsgeschehen in Bevölkerung
Das Thema Luftqualität braucht mehr Aufmerksamkeit, gerade auch von medizinischer Seite! Denn welcher Stoff ist neben Wasser so essenziell für unser Leben wie die Atemluft?
Die Diskussionen um Umweltzonen bildet die Komplexität des Themas häufig nicht ab; diese bewegen sich oft nur zwischen "Sie helfen!" versus "Nahezu vollständig wirkungslos!" (ADAC).
Stadtverordnete befürchten wirtschaftliche Nachteile. Das erinnert fatal an die Diskussionen um die Folgen des Rauchverbots in Kneipen und Bierzelten.
Jedoch ist die Bedeutung von Luftverschmutzungen für das Krankheitsgeschehen in der Bevölkerung vermutlich größer als die des Rauchens, denn davon sind nahezu alle Menschen mehr oder weniger stark betroffen...