Neue Ansätze
Mit braunen Fettzellen Übergewicht verbrennen
Wird bei Erwachsenen das braune Fettgewebe aktiviert, steigt ihr Energieverbrauch um 20 Prozent. Diese Erkenntnis weckt die Hoffnung, damit Adipositas erfolgreich bekämpfen zu können.
Veröffentlicht:MANNHEIM. Etwa 15 Prozent des Körpergewichts ist bei Babys braunes Fettgewebe (BAT) für die Wärmeproduktion. Bei Erwachsenen sinkt dieser Anteil auf unter ein Prozent.
Doch selbst diese durchschnittlich 50 bis 70 Gramm können einiges bewirken: Werden sie aktiviert, steige der Energieverbrauch um bis zu 20 Prozent, so Professor Martin Merkel vom Asklepios Klinikum St. Georg in Hamburg beim Internistenkongress in Mannheim.
Der Gedanke einer therapeutischen BAT-Aktivierung bei Übergewicht liegt vor diesem Hintergrund nahe. Bei Mäusen funktioniere das hervorragend, so Merkel.
Würden sie experimentell gekühlt, dann nähmen sie weniger an Gewicht zu und diverse Fettstoffwechselparameter entwickelten sich günstig.
Bei Menschen funktioniert das leider nicht so einfach. In einer Studie, bei der sieben freiwillige Studierende therapeutisch gekühlt wurden, wurde zwar das BAT aktiver.
Der Fettstoffwechsel entwickelte sich aber eher ungünstig. Offensichtlich gebe es beim Menschen komplexe hormonelle Regulationsmechanismen, die es bei der Maus nicht gibt, so Merkel.
Herzfrequenz und systolischer Blutdruck stiegen
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Interessanter als ein therapeutischer Kühlschrank wären ohnehin pharmakologische Maßnahmen. Ein Ansatz sind selektive Stimulatoren der ß3-Adrenozeptoren, über die der Sympathikus die Aktivität des BAT steuert.
Ein zugelassener ß3-selektiver Stimulator ist Mirabegron, das in der Urologie bei Reizblase eingesetzt wird. Eine aktuelle Studie hat 200mg Mirabegron einmal täglich im Hinblick auf seine Wirkung auf das BAT und auf metabolische Parameter bei 15 Freiwilligen untersucht.
Tatsächlich ergab sich eine Zunahme der Aktivität des BAT in der 18F-FDG-PET und eine Zunahme des Grundumsatzes um immerhin 200 kcal pro Tag. Allerdings stiegen Herzfrequenz und systolischer Blutdruck gleichzeitig signifikant, und auch Parameter des Zucker- und Fettstoffwechsels wurden schlechter (Cell Metab 2015; 21:33-8).
Grund für die unerwünschten Wirkungen seien Off-Target-Effekte der Therapie auf ß1-Rezeptoren, betonte Merkel.
Er hält den Ansatz dennoch für vielversprechend, zumal bisher unklar sei, ob die unerwünschten Veränderungen der Kreislauf- und Stoffwechselparameter nicht vielleicht nur vorübergehende Effekte seien. Weitere Studien dazu laufen bereits.