Am Ohr
Mobiles EEG zeigt epileptische Anfälle im Alltag
Forscher aus Oldenburg haben ein mobiles EEG entwickelt, das Epilepsie-Anfälle erkennen und dokumentieren kann: Dafür misst es an zwei Punkten am Ohr.
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Unauffällig und komfortabel soll das Sensorsystem Epilepsie-Anfälle erkennen und dokumentieren.
© Fraunhofer IDMT / Hannes Kalter
Oldenburg. Ärzte sind für die Wahl der richtigen Epilepsie-Therapie auf die Schilderungen von Betroffenen und Bezugspersonen angewiesen, zum Beispiel, was die Anfallsfrequenz betrifft. Da diese Informationen jedoch oft unvollständig sind, haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie ein mobiles Neurosensorsystem entwickelt, das epileptische Anfälle erkennen und dokumentieren kann, teilt das Institut mit.
Bisweilen sei eine automatische, mobile Dokumentation epileptischer Anfälle außerhalb des Krankenhauses nicht zuverlässig möglich, heißt es in der Mitteilung. Das neue System der Forscher (Projekttitel „MOND“) biete eine Auswertung eines mobil erfassten Elektroenzephalogramms (EEG), außerdem messe ein Im-Ohr-Sensor kontinuierlich die Vitalparameter Herzrate, Körpertemperatur, Sauerstoffsättigung und Atemrate. Die Interpretation des EEG-Signals sei komplex, da jegliche Muskel- und Bewegungsaktivität Signalstörungen oder Verfälschungen erzeugten. Diesen Artefakten wolle man im Projekt mit Künstlicher Intelligenz begegnen.
Das EEG-Signal wird sowohl im Ohr als auch über eine Klebeelektrode hinter dem Ohr gemessen. Den Forschern war es wichtig, ein System zu entwickeln, das möglichst unauffällig und gleichzeitig mit hohem Komfort im Alltag getragen werden könne. „Gerade durch die EEG-Daten erhoffen wir uns eine klinisch bedeutsame Verbesserung der Detektion epileptischer Anfälle“, wird Gruppenleiterin Dr. Insa Wolf in der Mitteilung zitiert. Denn nur maximal die Hälfte der Epilepsie-Anfälle werde überhaupt bewusst wahrgenommen, schätzen die Forscher. (eb)