Nachlässig trotz angeborenem Herzfehler
Patienten mit angeborenem Herzfehler brechen nach dem 18. Geburtstag die regelmäßige Betreuung oft ab. Die Deutsche Herzstiftung appelliert dringend, die Behandlung bei eigens zertifizierten Ärzten fortzusetzen.
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Herzdiagnostik per Sonografie: Bei angeborenem Herzfehler genau hinsehen.
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FRANKFURT/MAIN (eb). Junge Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH) sollten unbedingt den Kontakt mit einem EMAH-Kardio logen halten, appelliert die Deutsche Herzstiftung in einer Mitteilung.
Eine aktuelle Liste EMAH-zertifizierter (Kinder-)Kardiologen und Zentren stellt die Kinderherzstiftung auf ihrer Homepage bereit.
Bisher begibt sich nur eine Minderheit der 200.000 bis 300.000 EMAHs in Deutschland regelmäßig in zertifizierte Betreuung. Um eine sektorenübergreifende Versorgung aufzubauen, haben kardiologische Fachgesellschaften die "EMAH-Task-Force" gegründet.
Als Ursachen, warum so viele betroffene Patienten nach der Volljährigkeit die Behandlung bei einem zertifizierten Kardiologen abbrechen, werden veränderte Lebensumstände vermutet.
So ziehen viele aus beruflichen Gründen von ihren Eltern weg, die bisher die Arztbesuche organisiert haben. Auch fühlen die Patienten sich in allgemeinärztlichen und kardiologischen Praxen ohne EMAH-Expertise nicht ausreichend betreut, weil sie dort oft ihren Herzfehler erst erklären müssen.
Bei einem Wohnortwechsel sollten sie deshalb direkt an einen zertifizierten Arzt weitergeleitet werden, rät die Herzstiftung. Und schon die Jugendlichen müssten verstehen, wie wichtig Medikamente oder Einschränkungen beim Sport sind.
Als weiterer Grund für den Abbruch kommen Abrechnungshürden in Frage. So haben selbst EMAH zertifizierte Kinderkardiologen keinen Anspruch auf Weiterbetreuung ihrer gesetzlich versicherten Patienten ab 18 Jahre.
Derzeit müssen sie erst mit den KVen auf Landesebene Sondergenehmigungen aushandeln. Ein einheitliches Modell für das gesamte Bundesgebiet steht noch aus.