Häufiger zum Arzt

Neue Gesundheitsprobleme nach Sieg über Krebs

Wenn die Krebstherapie beim Onkologen beendet ist, werden die Patienten wieder zurück an ihren Hausarzt verwiesen. Die meisten Betroffenen brauchen allerdings auch dann noch deutlich mehr Betreuung als andere Patienten.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Nachsorge nach Krebs-Operation: Betroffene sorgen sich häufig sehr stark um ihre Gesundheit.

Nachsorge nach Krebs-Operation: Betroffene sorgen sich häufig sehr stark um ihre Gesundheit.

© Klaus Rose

UTRECHT. Krebspatienten suchen nach abgeschlossener onkologischer Behandlung besonders oft ihren Hausarzt auf.

Häufigste Anlässe sind Infektionen, Fatigue oder Bauch- und Rückenschmerzen. Einerseits können dies Folgen der Krebstherapien sein. Andererseits sorgen sich die Patienten besonders um ihre Gesundheit.

Immer mehr Menschen überleben ihren Krebs. Doch viele dieser Patienten haben noch lange mit den Nachwehen der Erkrankung selbst, aber auch mit den Folgen der Behandlung zu kämpfen.

Um die Nachsorge von Krebspatienten zu verbessern, versuchten niederländische Forscher deren spezielle Probleme zu entschlüsseln (European Journal of Cancer 2013; 49: 211).

Analyse von Hausarzt-Daten

Mit Daten des "Netherlands Information Network of Primary Care"aus den Jahren 2001 bis 2006 wurde analysiert, wie oft und aus welchen Gründen Krebspatienten zwei bis fünf Jahre nach der Diagnose ihren Hausarzt aufsuchen.

Darunter waren 1256 Patientinnen mit Brustkrebs, 503 Patienten mit Prostatakrebs und 487 mit kolorektalem Karzinom.

Betroffene mit Brust- oder Prostatakrebs hatten zudem signifikant häufiger chronische Krankheiten als Kontrollpatienten ohne Krebs. So war jede zehnte Brustkrebspatientin auch Diabetikerin (10 vs. 8 Prozent in der Kontrollgruppe).

Die Zahl der Arztkontakte wegen akuter Symptome wie Abdominalschmerz oder Fatigue war bei Brustkrebspatientinnen um 18 Prozent und bei Prostatakrebs-Patienten um 26 Prozent höher als in der Kontrollgruppe ohne Krebsdiagnose.

Wegen Infektionen suchten Brustkrebspatientinnen zu 45 Prozent und Darmkrebspatienten zu 17 Prozent häufiger ihren Hausarzt auf. Und auch wegen "anderer Krankheiten" wurden 17 Prozent mehr Konsultationen von Brustkrebspatientinnen registriert.

Infektionen, Schlafstörungen, Depressionen

Chronische Krankheiten führten Krebspatienten dagegen nicht häufiger zum Arzt. Auch psychosoziale Probleme waren offenbar kein Anlass für vermehrte Arztkontakte, so wurde etwa die Angst vor einem Rezidiv nur selten in der Praxis thematisiert.

In der Einzelauswertung der häufigsten Diagnosen ergab sich im Vergleich zu den Kontrollen folgendes Bild: Brustkrebspatientinnen konsultierten ihren Hausarzt fast doppelt so häufig wegen Bauchschmerzen, 50 Prozent mehr Beratungen erfolgten wegen Rückenschmerzen.

Auch Infektionen, Schlafstörungen, Depressionen und Diabetes waren Gründe für übermäßig viele Arztkontakte dieser Frauen.

Nach Prostatakrebs konsultierten besonders viele Patienten wegen Fatigue und Obstipation den Arzt. Hinzu kamen Rückenschmerz, Zystitis, Hypertonie und COPD.

Oft Bauchschmerz nach Darmkrebs

Darmkrebspatienten gingen wegen Bauchschmerzen fast doppelt so oft zum Arzt, beim Rückenschmerz lag die Quote ähnlich wie in den anderen Gruppen.

Darüber hinaus wurden außerordentlich viele Harnwegs- und Hautinfektionen bei Patienten mit Darmkrebs behandelt.

Bei Patienten sowohl mit Prostata- als auch mit Darmkrebs zeigten sich besonders viele Medikamentennebenwirkungen - möglicherweise eine Spätfolge der Behandlung.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Überleben hat seinen Preis

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