In Kapuzineraffen
Neues Hepatitis-B-Virus entdeckt
Hepatitis-B-Viren haben ihren Ursprung wohl in nicht-menschlichen Primaten. Darauf lässt ein neu entdecktes Virus schließen. Mit den Affen gelangten die Viren demnach vor Millionen Jahren über den Atlantik.
Veröffentlicht:BERLIN / GIEßEN. Eine neue Spezies des Hepatitis-B-Virus (HBV) haben Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Justus-Liebig-Universität Gießen in brasilianischen Kapuzineraffen entdeckt (J Hepatol 2018; 68(6):1114-1122).
Die Entdeckung gebe Aufschluss über die Evolution der Hepatitis-B-Viren bei Primaten, teilt die Charité mit. Das Virus gelangte demnach vor Millionen von Jahren mit Affen aus Afrika nach Südamerika. Bislang habe es darauf keinen eindeutigen Hinweis gegeben.
"Da sich das HBV nicht über die Luft verbreitet, muss es vor Millionen von Jahren mit den Affen über Inseln im Atlantik von den damals noch näher zusammenliegenden Küsten von Westafrika nach Südamerika gelangt sein", heißt es in der Mitteilung.
Bisherige Forschungsergebnisse legten nahe, dass sich die heute in Südamerika verbreiteten Affenarten aus afrikanischen Vorfahren entwickelt haben.
Capuchin Monkey HBV (CMHBV)
"Wann genau, wo und von wem HBV auf die menschliche Stammlinie übergesprungen ist, ist noch ein wissenschaftliches Rätsel, wahrscheinlich ist eine Übertragung über einen infizierten Affen", wird Studienautor Professor Jan Felix Drexler vom Institut für Virologie der Charité zitiert.
Ob es eine Vermischung mit den zu der Zeit schon lange in Südamerika vorhandenen Hepatitis-B-Viren der nicht-menschlichen Primaten gab, muss noch weiter erforscht werden.
"Fest steht aber, dass die von uns isolierte Virus-Spezies bei brasilianischen Kapuzineraffen dem menschlichen HBV ähnelt und dasselbe Protein auf der Zelloberfläche benutzt, um in menschliche Leberzellen einzudringen", berichtet Drexler.
Das entdeckte Virus, das die Forscher Capuchin Monkey HBV (CMHBV) genannt haben, ist nach Angaben der Charité erst die zweite isolierte HBV-Art in nicht-menschlichen Primaten.
Im Jahr 1998 sei erstmals ein Hepatitis-B-Virus beschrieben worden, das in Wollaffen entdeckt worden war.
"Bislang gibt es für eine chronische Hepatitis-B kaum effiziente Therapien. Die jetzt gewonnenen Erkenntnisse über die Spezies CMHBV möchten wir nutzen, um neue Ansätze für die vorklinische Testung von Medikamenten zu entwickeln", ergänzt Mitautor Professor Dieter Glebe, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Hepatitis-B- und -D-Viren der Universität Gießen. (eb)