Nierenspende geht nicht aufs Herz
Lässt die Nierenfunktion nach, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nierenspender müssen diesen Effekt jedoch nicht befürchten, wie eine neue Studie zeigt.
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Spenderniere: Keine große Gefahr fürs Herz.
© Jan-Peter Kasper / dpa
TORONTO (BS). In einer kanadischen Studie hatten Nierenspender in den ersten zehn Jahren nach der Organentnahme nicht mehr schwere kardiovaskuläre Komplikationen als Personen mit zwei Nieren.
Frühere Studien haben bereits ergeben, dass eine Nierenspende nicht mit Lebenszeit bezahlt werden muss.
In der aktuellen Studie wurden nun die Krankenakten von 2028 Nierenspendern mit denen von 20280 gesunden Personen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen (BMJ 2012; 344: e1203).
Zum Zeitpunkt der Nephrektomie waren die Spender im Mittel 43 Jahre alt. In den nachfolgenden 6,5 Jahren kam es bei 2,1 Prozent zu koronaren Eingriffen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod.
Im Vergleich zu erlitten 3 Prozent in der Kontrollgruppe diese Ereignisse, ein signifikanter Unterschied. Kardiovaskuläre Komplikationen allein traten in beiden Gruppen gleich häufig auf (1,3 Prozent und 1,4 Prozent).
Intensive medizinische Betreuung
Selbst wenn nur Personen mit einer Mindestbeobachtungszeit von zehn Jahren berücksichtigt wurden, hatten die Organspender kein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko.
Dass bei den Spendern sogar weniger Todesfälle auftraten, führt Professor Hartwig Bauer aus Berlin, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, auf "die strengen Kriterien bei der Auswahl der Spender und die intensive medizinische Betreuung zurück".
Unter diesen Bedingungen stelle die Nephrektomie, die auch laparoskopisch erfolgen kann, einen "Standardeingriff" mit sehr geringem Risiko dar.
Lebendnierenspender werden dringend gebraucht: In Deutschland sind jedes Jahr 8000 Menschen auf eine neue Niere angewiesen - aber nur etwa 2200 Nieren von Verstorbenen stehen zur Verfügung.
Eine deutliche Verbesserung der Situation erhofft man sich jetzt durch die Organspende-Reform. Versicherte werden zukünftig regelmäßig von ihrer Krankenkasse gefragt, ob sie im Todesfall ihre Organe zur Verfügung zu stellen.