Auch an Männer denken!

Osteoporose ist keine Frauenkrankheit

Osteoporose ist zwar bei Frauen besonders häufig, eine Frauenkrankheit ist sie dennoch nicht.

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SEJONG. Wer eine osteoporosebedingte Hüftfraktur hatte, dessen Risiko für eine erneute Hüftfraktur ist drei Mal höher als das eines Patienten ohne Fraktur. Es ist also wichtig, dass Patienten mit Osteoporose ihre entsprechenden Arzneien nehmen, um das Risiko künftiger Frakturen zu verringern.

Tatsache ist jedoch, dass noch nicht einmal Hochrisikopatienten immer eine antiosteoporotische Medikation erhalten – und zwar weltweit! Männer sind hierbei gegenüber Frauen deutlich benachteiligt.

Zwar ist es richtig, dass Osteoporose bei Frauen häufiger ist: Etwa 21 Millionen Frauen sind in der EU betroffen. Eine reine Frauenkrankheit ist es dennoch nicht, denn auch 5,5 Millionen Männer in der EU leiden daran.

Eine Erhebung in Großbritannien hat ergeben, dass immerhin die Hälfte der Frauen nach einer osteoporotischen Hüftfraktur antiosteoporotische Arzneien erhalten, aber nur jeder dritte männliche Patient (Osteoporos Int 2015; 26: 1919-1928).

Bestätigt wurde dieses weltweite Phänomen kürzlich mit einer koreanischen Studie: 42 Prozent der betroffenen Frauen und 19 Prozent der Männer erhielten innerhalb von sechs Monaten nach der Hüftfraktur die entsprechenden Medikamente (J Bon Mineral Metabol 2018; March 13).

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Ob ein entsprechendes Rezept ausgestellt werde, sei stark abhängig vom behandelnden Arzt und von der Aufmerksamkeit der Patienten gegenüber der Osteoporose-Problematik, berichten Dr. Youn Jung vom Korea Institute for Health and Social Affairs in Sejong und Mitarbeiter.

Demnach seien in Korea nur knapp acht Prozent der männlichen Osteoporose-Patienten sich ihrer Krankheit bewusst. Bei den Frauen sind es mit 38 Prozent zwar deutlich mehr, aber immer noch viel zu wenige.

Konsistent wird in Studien berichtet, dass die Wahrscheinlichkeit einer Osteoporose-Behandlung mit dem Alter, mit einer Glukokortikoid-Therapie oder mit dem Auftreten von Osteoporose-fördernden Komorbiditäten wie rheumatischen Erkrankungen zunimmt. Bei diesen sekundären Osteoporoseformen gibt es jedoch ebenfalls geschlechtsspezifische Unterschiede.

So kommt die sekundäre Osteoporose bei Männern häufiger vor als bei Frauen, etwa aufgrund exzessiven Alkoholkonsums, wegen systemischer Steroidtherapien oder aufgrund von Hypogonadismus.

Dr. Susanne Kaser, Uniklinik Innsbruck, wies beim Internistenkongress 2017 in Mannheim darauf hin, dass bei Männern ab dem 50. Lebensjahr zur Diagnose einer Osteoporose der gleiche T-Score von < 2,0 wie bei Frauen herangezogen wird. Der Referenzwert spiegele aber die durchschnittliche Knochendichte einer 20- bis 29-jährigen Frau wider, so Kaser. Männer hätten bei einem T-Score von < 2,0 ein vergleichsweise höheres Frakturrisiko als Frauen.

Das Osteoporose-Screening wird vom Dachverband Osteologie (DVO) für Frauen ab dem 70. und für Männer ab dem 80. Lebensjahr empfohlen. Liegen allerdings bereits Risikofaktoren vor, also bereits aufgetretene Frakturen oder eine systemische Glukokortikoidtherapie, soll das Screening jeweils zehn Jahre früher erfolgen, bei Frauen also ab 60 und bei Männern ab 70. (ner)

Lesen Sie dazu auch: Geschlechtsspezifische Medizin: Der kleine Unterschied ist größer als gedacht Zwischen Mann und Frau: Viele geschlechtsspezifische Unterschiede bei Krebs Kardiologie: Viele Frauen unterschätzen ihr Herzinfarkt-Risiko

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