Pankreas-Ca kann lange ungehindert wachsen
Das Pankreaskarzinom hat nach wie vor eine schlechte Prognose - trotz der Fortschritte in der Krebschirurgie und trotz der Verbesserungen in der medikamentösen Behandlung. Der Grund dafür: Das Pankreas-Ca wird oft zu spät entdeckt.
Veröffentlicht:HEIDELBERG. Leitsymptome für eine Tumorlokalisation im Pankreaskopf sind meist ein schmerzloser Ikterus und/oder persistierende Oberbauch- und Rückenschmerzen, oft in Verbindung mit Gewichtsverlust. "Kommen die Patienten allein wegen der Ikteruszeichen zum Arzt, haben sie Glück, denn das Tumorleiden ist oft noch nicht so weit fortgeschritten", sagt Professor Jens Werner, Leiter der Sektion Pankreaschirurgie am Europäischen Pankreaszentrum in Heidelberg.
Unspezifischer sind die Symptome bei Lokalisationen im Pankreaskorpus oder -schwanz. Hier dominieren in den Rücken ausstrahlende Schmerzen und Gewichtsverlust. Auch bei einer akuten Pankreatitis unklarer Herkunft und einem Diabetes mellitus sollte an einen Tumor gedacht werden.
2 von 3 Pankreaskarzinomen sitzen im Pankreaskopf
70 Prozent der Pankreaskarzinome sind im Pankreaskopf lokalisiert, 30 Prozent im Pankreaskorpus oder Pankreasschwanz. Die Diagnose lässt sich häufig schon mit einer Oberbauchsonografie stellen. Auch Lebermetastasen werden oft schon damit detektiert.
Ergänzend kann der Tumormarker CA 19-9 auf ein malignes Geschehen im Pankreas hinweisen. Eine Schnittbilddiagnostik des Oberbauchs mit CT oder MRT - beides gleichwertig - liefert dann die exakte Diagnose.
Zellinvasion um Gefäße und Nervenscheiden ist häufig
Die Crux: Schon bei der Primärdiagnose finden sich in 60 Prozent der Fälle bereits Filiae, vor allem in der Leber. Die Gründe: Das Pankreas-Ca kann lange ungehindert wachsen, ohne Symptome zu machen, und es hat eine aggressive Tumorbiologie.
"Es ist häufiger undifferenziert als andere, und selbst wenn es keine sehr hohe Proliferation hat, wächst es gerne schnell in die Umgebung entlang der Nervenscheiden. So sehen wir häufig eine Zellinvasion um die Nervenstrukturen und Gefäße und schon sehr früh eine hämatogene Streuung", beschreibt Professor Dirk Jäger, Direktor am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg das Tumorverhalten. Zudem umgebe sich der Tumor mit reichlich Bindegewebe und mache sich so für die körpereigenen Abwehrmechanismen sowie Arzneien unangreifbarer.
Auf molekularer Ebene ist er auch noch nicht zu packen. Er weist zwar eine Vielzahl genetischer Aberrationen auf. So ist das KRAS-Gen bei über 80 Prozent der Patienten mutiert.
Doch charakteristische Mutationen für eine frühe Erfassung wurden bisher nicht gefunden. Familiäre Häufungen gibt es. Das ist aber nur ein sehr kleiner Teil der Patienten, und der Erbgang ist Jäger zufolge auch nicht genau bekannt.
Selbst wenn das Tumorgeschehen noch lokal begrenzt ist, sind diejenigen Tumoren nicht mehr operabel, die bereits in die Arterienstrukturen, nämlich den Truncus coeliacus oder die Arteria mesenteria superior, infiltriert sind, also im Stadium T4.
20 Prozent der Pankreastumoren sind potenziell kurativ operabel
So bleiben etwa 20 Prozent, die chirurgisch mit potenziell kurativer Intention operiert werden können. Liegt der Tumor im Pankreaskopf, wird heute Werner zufolge nicht mehr vorrangig der klassische Whipple-Eingriff mit Zweidrittel-Resektion des Magens, sondern die Pyloruserhaltende Pankreaskopfresektion vorgenommen. Bei Lokalisation des Tumors im Pankreaskorpus oder Pankreasschwanz ist die Linksresektion die Methode der Wahl.
20 bis 30 Prozent sind noch sekundär resezierbar
Da die Operation der einzige Weg zu einer möglichen Heilung ist, wird heute auch versucht, lokal fortgeschrittene Tumoren neoadjuvant mit Chemo- oder Radiochemotherapie vorzubehandeln. Bei 20 bis 30 Prozent der Patienten gelinge es, den Tumor sekundär resezierbar zu machen, so Werner. Anzustreben ist die R0-Resektion.