STIKO
Pertussis-Impfung schützt Schwangere und Neugeborene
Die STIKO hat Anfang März die Empfehlung für eine Pertussisimpfung mit einem Tdap-Kombinationsimpfstoff in der Schwangerschaft beschlossen. In einem aktuellen Bericht hat sie nun Daten zu Sicherheit und Effektivität der Impfung vorgelegt.
Veröffentlicht:Berlin. Am 4. März 2020 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) die Empfehlung der Impfung gegen Pertussis mit einem Tdap-Kombinationsimpfstoff für schwangere Frauen zu Beginn des 3. Trimenons beschlossen. Bei erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt sollte die Impfung ins 2. Trimenon vorgezogen werden. Die Impfung sollte unabhängig vom Abstand zu vorher verabreichten Pertussisimpfungen und in jeder Schwangerschaft erfolgen.
Nun hat die STIKO die Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppe Pertussis veröffentlicht (Epi Bull 13/2020). Diese hatte unter anderem die Evidenz für Sicherheit und Effektivität der Impfung Schwangerer evaluiert.
Impfung ist sicher
Den Ergebnissen zufolge ist die Pertussis-Impfung bei Schwangeren sicher. Nur für zwei Sicherheitsendpunkte wurden höhere relative Risiken für Tdap-geimpfte Frauen beobachtet als für ungeimpfte: mütterliches Fieber nach der Impfung und das Amnioninfektionssyndrom (AIS).
Das in einigen Studien beschriebene AIS habe allerdings in keiner der Studien negative klinische Folgen einer Tdap-Impfung für den Schwangerschaftsverlauf oder das Neugeborene ergeben, die üblicherweise mit einem AIS assoziiert sind. AIS habe daher mit hoher Wahrscheinlichkeit keine klinische Bedeutung, sollte aber in zukünftigen Studien gezielt untersucht werden, heißt es in dem Bericht. Im Bezug auf mütterliches Fieber nach der Impfung sei mit sechs zusätzlichen Fieberfällen pro 100.000 geimpfter Frauen zu rechnen.
Effektivität in den meisten Studien bei über 90 Prozent
Auch die Effektivität der Pertussisimpfung schwangerer Frauen zur Verhinderung von Pertussis, Pertussisbedingten Hospitalisierungen und Todesfällen bei Säuglingen im Alter von 0–3 Monaten wurden von der Arbeitsgruppe analysiert. „In den meisten Studien lag die Impfeffektivität der maternalen Pertussisimpfung in der Schwangerschaft für die Verhinderung von laborbestätigten (oder zu einem geringen Teil klinischen) Pertussiserkrankungen, Hospitalisierungen und Todesfällen bei Säuglingen im Alter von bis zu 3 Monaten unabhängig vom verwendeten Impfstoff bei über 90 Prozent“, betont die STIKO in dem Bericht.
Im Bezug auf das optimale Zeitfenster für eine Tdap-Pertussisimpfung in der Schwangerschaft sei das Intervall zwischen Impfzeitpunkt und Geburt entscheidend. Der Analyse zufolge scheine ein Impfzeitpunkt früh im 3. Trimenon optimal. Effektivitätsdaten aus England zeigten zudem, dass ein Schutz auch noch erreicht werde, wenn bis zu ein bis drei Wochen vor der Geburt geimpft wird.
Mehrere Tdap-Impfstoffe in Deutschland zugelassen
In Deutschland sind seit Mitte der 90er Jahre mehrere Tdap-Impfstoffe mit azellulärer Pertussiskomponente für Erwachsene zugelassen. Ganzkeim-Pertussisimpfstoffe werden seit dem Jahr 2000 in Deutschland nicht mehr verwendet, erinnert die STIKO.
Für die Impfstoffe Covaxis® und Repevax® sei kürzlich die Zulassung auf das 2. und 3. Trimenon der Schwangerschaft erweitert worden und für Boostrix® und Boostrix® Polio liege eine Zulassungserweiterung für den Einsatz im 3. Trimenon vor. TdaP-Immun® sei nicht explizit für eine Anwendung in der Schwangerschaft zugelassen.
Pertussis nach wie vor häufig
Die STIKO erinnert, Pertussis trete in Deutschland vor allem in epidemischen Jahren häufig auf und verlaufe bei Säuglingen im Alter bis zu drei Monaten oft schwer und komplikationsreich. Über zwei Drittel dieser Patienten würden hospitalisiert. Eine Impfung der Kinder vor dem Alter von sechs Wochen sei in Deutschland nicht möglich, da die verfügbaren Impfstoffe für diese Altersgruppe nicht zugelassen seien.
Vor der Schwangerschaft oder nicht geimpfte Frauen hätten meist zu niedrige Antikörpertiter, um einen Schutz des Neugeborenen durch die diaplazentare Übertragung der Antikörper zu bewirken. Die Schwangerenimpfung führe dagegen zu hohen Antikörperspiegeln bei der Mutter und zur Übertragung einer ausreichenden Menge an Antikörpern gegen Pertussis-Toxin auf den Fetus beziehungsweise das Neugeborene. (bae/mmr)