SPD will Sperre für Spielsüchtige

Die einarmigen Banditen im Fokus der Sozialdemokraten: Die SPD will dem Glücksspiel an Automaten den Reiz und damit das Suchtpotenzial nehmen. Dabei setzt sie auch auf die Freiwilligkeit der Zocker.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Das soll es aus Sicht der SPD künftig nicht mehr geben: Jugendliche an Automaten.

Das soll es aus Sicht der SPD künftig nicht mehr geben: Jugendliche an Automaten.

© PA / fotolia.com

BERLIN. In Deutschland gibt es rund 500.000 pathologische Glücksspieler, 800.000 Menschen haben ein problematisches Spielverhalten.

Die SPD hat daher gefordert, Spiel-Automaten für Süchtige sowie für Jugendliche zu sperren. Ein entsprechender Antrag der Partei "Glücksspielsucht bekämpfen" wird am Mittwoch in einer öffentlichen Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages beraten.

"Wir wollen ein Sperrsystem in den Ländern einrichten, in dem sich Süchtige sperren lassen können", sagte die SPD-Suchtexpertin Angelika Graf der "Ärzte Zeitung".

Es sei zurzeit nur in Spielbanken möglich, sich sperren zu lassen. Das sei jedoch noch nicht weitreichend genug.

EuGH-Beschluss fordert, Prävention zu stärken

Mit dem Antrag will die SPD zudem einem Beschluss des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vom 8. September 2010 gerecht werden. Darin hat der EuGH sich mit dem staatlichen Glücksspielmonopol befasst und den Zeigefinger gehoben:

Wollen die Staaten dieses Monopol behalten, müssen sie die Prävention der Glücksspielsucht deutlich stärken.

SPD-Politikerin Graf forderte daher, dass das gewerbliche Automatenspiel, von dem eine besonders hohe Suchtgefahr ausgehe, stärker reguliert werden müsse.

Die Pläne von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) für Einschränkungen des Geldautomatenspiels kritisierte Graf als nicht weitreichend genug: Die geplante Novelle der Spielverordnung bringe keine Verbesserung in der Prävention.

Schutz für Kinder nicht ausreichend

Aus SPD Sicht ist jedoch mehr Prävention notwendig, unter anderem seien Kinder und Jugendliche gefährdet.

In Gaststätten könnten diese ohne Einschränkung daneben sitzen, wenn zum Beispiel ein Elternteil spiele, betonte Graf. Das könne auf Kinder und Jugendliche "verharmlosend" wirken.

Die SPD setzt mit ihrem Vorschlag zudem darauf, das Spiel am Automaten zu entschärfen. Dafür soll der maximale Verlust pro Stunde und Automat von bisher 80 Euro auf 40 Euro gedrosselt werden.

Gleichzeitig sollen auch die maximalen Gewinnmöglichkeiten pro Stunde und Automat von derzeit 500 auf 250 Euro beschränkt werden. Geht es nach den Plänen der Sozialdemokraten, soll das Spiel am Automaten vor allem entschleunigt werden.

Dafür soll die Mindestdauer eines Spiels von fünf auf 15 bis 20 Sekunden angehoben werden. Nach einer Stunde soll der Spielstand gelöscht werden.

Experten begrüßen Vorschläge der SPD

"Die Suchtgefahr durch Geldspielautomaten wird dadurch gesenkt, dass die suchtfördernden Merkmale der Geräte reduziert beziehungsweise abgemildert werden", heißt es in dem SPD-Antrag.

Experten begrüßten den Antrag als "Schritt in die richtige Richtung".

Die Verlangsamung des Spielverlaufs sei ein Schlüssel für eine sinnvolle Regulierung des Automatenmarktes, heißt es in der Stellungnahme des Sozialwissenschaftlers Professor Michael Adams von der Universität Hamburg.

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