Schlaganfall postpartal kann Eklampsie sein
Zerebrale Symptome bei Schwangeren sollten immer an eine Eklampsie denken lassen. Weniger bekannt: Auch ein Schlaganfall in den Wochen nach der Geburt kann durch eine Eklampsie bedingt sein.
Veröffentlicht:Generell gelte, dass Schlaganfallsymptome während und in den ersten sechs Wochen nach einer Schwangerschaft Folge einer Eklampsie sein können, hat Dr. Christoph Lichy von der Neurologischen Klinik der Uni Heidelberg berichtet. Die Eklampsie sei die Ursache für 25 bis 50 Prozent aller ischämischen Schlaganfälle bei Schwangeren und jungen Müttern. Auch ein erheblicher Teil der Hirnblutungen bei Schwangeren sei eklampsiebedingt.
Die korrekte Diagnose ist wichtig. Denn die Therapie bei Eklampsie ist keine klassische Schlaganfalltherapie. Verwendet werden Hydralazin, Urapidil, Nifedipin und Labetalol als Antihypertensiva, außerdem Magnesiumsulfat als Antikonvulsivum. Die Symptome und das in der Bildgebung eindrucksvolle posteriore Enzephalopathiesyndrom sind dann oft reversibel.
"Wenn sich Hinweise für Ischämien zeigen, dann sollte außerdem auch in der Schwangerschaft ASS gegeben werden", so Lichy. In niedriger Dosis von 75 bis 100 mg könne das ab dem zweiten Trimenon als sicher angesehen werden. Eine wichtige Differenzialdiagnose der erst bei oder nach der Geburt manifest werdenden Eklampsie ist die peripartale Sinusvenenthrombose (SVT). "Etwa jede fünfte Sinusvenenthrombose bei Frauen ist schwangerschaftsassoziiert", betonte Lichy. Ursache ist eine Thrombophilie als Reaktion auf die physiologischen Prozesse rund um die Geburt. Um die SVT sicher zu erkennen, sollte in jedem Fall eine venöse MR-Angiografie gemacht werden, empfahl der Experte.
"Die D-Dimere sind in dieser Konstellation nicht verwertbar, und auch die Fundoskopie ist selbst bei bereits erhöhtem Hirndruck unzuverlässig", sagte Lichy. Die Therapie bei SVT besteht in einer Heparinisierung beziehungsweise - nach Schwangerschaftsende - in einer oralen Antikoagulation.
(Prä-) Eklampsie
Unter Präeklampsie verstehen Gynäkologen eine in der Schwangerschaft manifest werdende Hypertonie mit einer Proteinurie von mehr als 0,3 g/l und ausgeprägten Ödemen sowie einer Gewichtszunahme von mehr als zwei Kilogramm pro Tag. Untersuchungen zufolge betrifft das sechs bis acht Prozent aller Schwangeren. Selten, aber gefährlich ist der Übergang in die Eklampsie, definiert durch fokalneurologische Defizite in Folge einer Blutung oder Ischämie und/oder durch eine Enzephalopathie mit Anfällen, Kopfschmerz und neuropsychiatrischen Symptomen. Kommen erhöhte Transaminase-Werte hinzu, wird vom HELLP-Syndrom gesprochen. (gvg)