US-Analyse
Schnarchen ist gefährlich
Wird beim Schnarchen an der Halsschlagader "gesägt"? Eine neue US-Studie offenbart: Schnarchen ist offenbar gesundheitsgefährdend - auch ohne Atemaussetzer.
Veröffentlicht:SAN FRANCISCO. Dass bei häufigen Atemaussetzern im Schlaf die Gesundheit leidet, ist eine anerkannte Tatsache. Aber ist Schnarchen auch dann gefährlich, wenn man dabei gut Luft bekommt?
Dr. Jolie L. Chang und ihr Team von der University of California in San Francisco haben verschiedene Schnarch-Studien gesichtet und waren zunächst von der Diskrepanz der Ergebnisse überrascht (Laryngoscope 2013; online 2. April).
So fanden die Autoren einer Populationsstudie mit rund 600 Teilnehmern kein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei gesunden männlichen Schnarchern ohne OSA (obstruktive Schlafapnoe).
Das Manko dieser Studie: Im Rahmen einer Polysomnografie wurden zwar die Atemstillstände gemessen (hierzu kam es bei allen Teilnehmern höchstens viermal pro Stunde), nicht aber die Frequenz und Intensität des Schnarchens.
Die Autoren hatten sich in diesem Punkt ganz auf die Selbsteinschätzung der Probanden verlassen. Dies könnte die Ergebnisse durchaus verfälscht haben, vermuten Chang und Kollegen.
Arterienverkalkung in der Karotis
Ein signifikant erhöhtes Risiko für eine Atherosklerose der Halsschlagader (Arteria carotis) zeigte sich dagegen in einer Querschnittsstudie mit 110 Teilnehmern ohne OSA. Diesmal wurde das Schnarchen in Polysomnogrammen mit aufgezeichnet.
Die Arterienverkalkung betraf überraschenderweise nur die Karotis, nicht aber die Oberschenkelarterie (Arteria femoralis). Je mehr Schnarchepisoden registriert wurden, desto höher war auch das Risiko einer Atherosklerose der Karotiden.
Versuche am Kaninchen, durchgeführt vom selben Forscherteam, bestätigen diese Ergebnisse und legen außerdem einen Verdacht nahe: Möglicherweise ist es die durch das Schnarchen ausgelöste Vibration, die die Karotiden schädigt.
Nach sechs Stunden künstlich erzeugter Vibration am anästhesierten Tier zeigte sich eine deutliche endotheliale Dysfunktion: Die glatten Gefäßmuskelzellen sprachen danach schlechter auf den Neurotransmitter Acetylcholin an und waren weniger elastisch.
Widersprüchliche Ergebnisse anderer Studien
Das Team um Chang führt noch weitere Studien an, die entweder für oder gegen eine Risikoerhöhung durch Schnarchen ohne OSA sprechen.
Die Ergebnisse sind zwar widersprüchlich, aber eines zieht sich wie ein roter Faden durch die Literatur: Wo immer die Schnarchepisoden objektiv gemessen wurden, war ein Zusammenhang mit gesundheitlichen Risiken erkennbar.
Ob dieser Zusammenhang wirklich existiert, müssen weitere Studien mit objektiven Parametern klären, fordern Chang und Kollegen.
Dabei solle man, so ihr Vorschlag, nicht nur die Auswirkungen des Schnarchens selbst messen, sondern auch den Erfolg einer Anti-Schnarch-Therapie bei Betroffenen ohne OSA. (eo)