High-Volume-Kliniken

Schneller erholt nach Darm-Op

Ein Patient, der in einer Klinik mit hohem Patientenaufkommen am Darm operiert wird, hat, im Vergleich zu einer "Low-Volume-Einrichtung", eine doppelt so hohe Chance, nicht in eine Pflegeeinrichtung, sondern nach Hause entlassen zu werden.

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HOUSTON. Patienten, die sich in einem High-Volume-Krankenhaus einer Kolorektal-Op unterziehen, erholen sich einer US-Studie zufolge schneller und haben im Vergleich zu Patienten einer Low-Volume-Klinik eine doppelt so hohe Chance, direkt nach Hause und nicht in eine Pflegeeinrichtung entlassen zu werden. Diese Vorteile zeigten sich selbst dann, wenn postoperative Komplikationen aufgetreten waren.

Häuser mit hohem Patientenaufkommen (High volume hospitals) stehen in dem Ruf, schwierige Operationen erfolgreicher auszuführen als solche, die nur wenige Eingriffe durchführen (Low volume hospitals). Als Maß hierfür gilt meist die 30-Tages-Mortalität. Wie hoch der Unterschied ist, hängt insbesondere auch von der Art des Eingriffs ab.

Während die Sterblichkeitsrate kurz nach einer Pankreasresektion beispielsweise in High-Volume-Kliniken um zwölf Prozent niedriger liegt als in Low-Volume-Häusern, weicht die Quote nach einer Kolektomie nur um 1,5 Prozent ab. Bei solchen Vergleichen wurde bislang allerdings selten berücksichtigt, wie schnell die Patienten nach der Klinikentlassung wieder in ihr gewohntes unabhängiges Alltagsleben zurückfinden.

Auch der Zustand bei der Entlassung sowie die Nachbetreuung sind wesentliche Merkmale für eine optimale Klinikversorgung. Courtney J. Balentine und Kollegen vom DeBakey Veterans Affairs Medical Center in Houston, untersuchten anhand der Daten von über 1000 US-Kliniken mit 280.644 nach Kolon-Op entlassenen Patienten, wie viele jeweils direkt nach Hause bzw. in eine Pflegeeinrichtung entlassen wurden (JAMA Surg 2014; online 15. Januar).

78,3 Prozent der Patienten wurden in High-Volume-Kliniken versorgt. Rund 66 Prozent aller Patienten kamen nach ihrer Entlassung aus der stationären Behandlung zu Hause ohne fremde Hilfe zurecht, unabhängig davon, ob sie in einer High- oder Low-Volume-Einrichtung operiert worden waren.

Schwierige Interpretationslage

Bei denen, die anschließend einer weiteren Betreuung bedurften, zeigten sich allerdings Unterschiede: High-Volume-Einrichtungen entließen 19,9 Prozent in die häusliche Versorgung und 14,4 Prozent in eine stationäre Pfegeeinrichtung. Bei den Patienten aus Low-Volume-Kliniken lagen diese Quoten dagegen bei 10,6 beziehungsweise 23,8 Prozent.

Ähnliche Unterschiede ergaben sich, wenn postoperative Komplikationen aufgetreten waren. Auch nach Berücksichtigung verschiedener Störfaktoren war die Chance, nach einer Op aus einem Haus mit hohem Patientenaufkommen direkt nach Hause entlassen zu werden, für alle Patienten immer noch doppelt so hoch wie bei den Patienten kleiner Kliniken.

Für Pflegebedürftige ergab sich bei der Entlassung aus einer High-Volume-Klinik ein um 65 Prozent geringeres Risiko für das Pflegeheim. Auch nach Auftreten postoperativer Komplikationen lag dieses Risiko für High-Volume-Patienten noch um 55 Prozent unter dem derer, die aus einem Low-Volume-Haus entlassen wurden.

Die Autoren betonen, dass die Ergebnisse ihrer Untersuchung kein Argument dafür darstellen, alle Darmoperationen künftig nur noch in High-Volume-Einrichtungen vorzunehmen. Vielmehr seien sie als erster Schritt zu sehen auf der Suche nach den Faktoren, die dazu beitragen, dass sich Patienten nach einer Darmoperation in einer High-Volume-Klinik besser erholen.

In einem begleitenden Kommentar weist Eric K. Nakakura von der University of California darauf hin, dass sich die Studienhypothese zwar bestätigt habe, betont aber auch, dass viele weitere Faktoren, die die Entscheidung "Entlassung nach Hause" oder "Entlassung in eine Pflegeeinrichtung" beeinflussen, bei der Bewertung unberücksichtigt geblieben sind.

So könnten sich beispielsweise finanziell gut gestellte Patienten eher eine Pflege zu Hause leisten. Zudem würden Patienten aus der Stadt, wo sich mehr High-Volume-Einrichtungen befänden, eher nach Hause entlassen als die Landbevölkerung, da Kliniken in der Stadt im Notfall schneller wieder erreichbar sind.

Auch die auf dem Land personell spärlicher ausgestattete ambulante Pflege spiele eine Rolle bei der Wahl der Nachbetreuung, so der Kommentator. (St)

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